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Frankfurt am Main, 17.09.03




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Handy intim
Die Ars Electronica in Linz
Von Peter Zschunke

Sie registrieren den Herzschlag, Blutdruck und Puls, erkennen sogar Schweiß und Geruch des Benutzers. Christa Sommerer hält kein gewöhnliches Mobiltelefon in der Hand. Ihre Geräte sind noch üppiger ausgestattet, als es viele Handys schon serienmäßig sind: Sie enthalten Biosensoren - und sollen damit Gefühle übertragen. Die Medienkünstlerin stellte ihr Projekt auf dem Computerkunst-Festival Ars Electronica in Linz vor.

Für den Empfang der intimen Körperdaten gibt es Vibratoren, eine Luftdüse und andere Systeme, die die gesendeten Körperdaten in physische Erfahrungen übersetzen. Nicht eins zu eins, aber spürbar als Herzklopfen, Kitzeln, Berührung oder Lufthauch - "was sich zusammengenommen wie eine virtuelle Umarmung anfühlt", wie Sommerer erklärt. Verpackt sind die Geräte in einem orangeroten Kürbis. Wegen der intimen Daten habe sie kein technisches Design gewählt, erklärt die österreichische Künstlerin, die in Japan lebt. "Schließlich sind Berührung und Herzschlag sehr persönlich, haben fast etwas Erotisches."
Das Projekt Mobile Feelings, gemeinsam gestaltet mit dem französischen Künstler Laurent Mignonneau, versteht sich als ironische Kritik am mobilen Telefonieren in der Öffentlichkeit. "Das Handy bewirkt, dass die Leute immer enthemmter werden und die privatesten Dinge mit einer großen Lautstärke in der Öffentlichkeit von sich geben", erklärt Sommerer. "Diese Art von Exhibitionismus wollten wir konterkarieren." Daneben möchte die Künstlerin "die Medienkunst von den Wänden herunter und ins Leben der Menschen bringen". Geplant war ursprünglich eine Übertragung von Körperdaten zu Besuchern im Pariser Palais de Tokyo. Das scheiterte an den hohen Telefonkosten. So spürten die Besucher der Ars Electronica untereinander ihrem Herzschlag nach - kostengünstig übertragen mit Hilfe der Funktechnik Bluetooth.

Mehr als 2700 Beiträge aus 85 Ländern präsentierten sich auf dem Festival; die Besten wurden als "Golden Nicas" ausgezeichnet. Künstler aus Deutschland gingen bei dem Oskar der Medienkunst leer aus, bekamen aber sechs Anerkennungen. In der Kategorie "Net Vision" für zukunftsträchtige Internetprojekte gewannen Carlos Gomez de Llarena aus Venezuela und Yury Gitman aus den USA mit ihren Noderunners - einem Wettbewerb, bei dem es darauf ankommt, sich in möglichst viele Netzknoten einzuloggen. Das finnische Team Sulake Labs Oy holte sich mit seinem virtuellen Habbo Hotel den ersten Preis in der Kategorie "Net Excellence".

Das teils real, teils im Netz organisierte Verfolgungsspiel Can you see me now der britischen Gruppe Blast Theory sicherte sich die "Goldene Nica" für Interaktive Kunst. Romain Segaud und Christel Pougeoise aus Frankreich gewannen mit Tim Tom in der Kategorie Computeranimation und visuelle Effekte. ap

• Informationen: www.aec.at/de/prix/


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Copyright © Frankfurter Rundschau online 2003
Dokument erstellt am 11.09.2003 um 17:17:12 Uhr
Erscheinungsdatum 12.09.2003


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