Hellhörig ist er ohnehin immer gewesen, der Helmuth Gsöllpointner - ehemaliger Rektor der damaligen Linzer Kunsthochschule und langjähriger Leiter der dortigen Meisterklasse Metall.

Dass er auch nach seiner Emeritierung noch immer ein Mutiger ist, bewies er bei der Attersee-Vernissage in der Galeriehalle Urfahr: Dort hatte man die überaus verdiente und fortschrittliche Linzer Künstlervereinigung MAERZ angeprangert.

Denn es begab sich, dass die Galerie des MAERZ anno 1968 aufgrund der Ressentiments ihrer Subventionsgeber gezwungen war, Attersee-Bilder abzuhängen. Bilder, die für damalige Verhältnisse radikal waren, weil sie mit der Ikonographie der Homo- und Bisexualität spielen. Die Arbeiten sind jetzt in teilweise neu übermalten Prints in Urfahr zu sehen.

Helmuth Gsöllpointner hat sich getraut, die Vernissagenredner öffentlich zu korrigieren. Getraut, Partei für den immer konsequent zeitgenössisch engagierten MAERZ zu ergreifen. Getraut, der Unwissenheit und der selbstverliebten Vergangenheitsumschminke mit der Kompetenz eines Betroffenen und Zeitzeugen entgegen zu treten.

Dafür: Hut ab!

Helmuth Gsöllpointner ist ein Mutiger geblieben.

E-Mail: i.judmayer@nachrichten.at