20.08.2001 16:30:00 MEZ
"Fracksausen" der Politik
Thonet-Museum in Graz: Pläne sind fix, Finanzierung konzipiert, aber der Standort verursacht scheinbar Bauchweh

Graz - Die Pläne sind fix und fertig, für die Finanzierung gibt es ein Konzept, der Standort Pfauengarten wäre attraktiv: Das sind die Vorstellungen für ein Thonet-Museum in Graz. Zu diesen Vorraussetzungen gab es bisher aber keine Reaktion der für die Realisierung von "Graz - europäische Kulturhauptstadt 2003" zuständigen Politiker. Das Projekt würde sich selbst tragen, erklärte der im Auftrag des Möbelherstellers Thonet-Vienna tätige Grazer Architekt Hans-Walter Talos vom "Atelier A". Nur für die Errichtung stelle man sich eine 40- bis 50-prozentige Finanzierungspartnerschaft mit der Stadt vor.

Anstatt Ausbau nun ein eigenständiger Bau im Pfauengarten

Zuvor plante man nur einen Ausbau des kleinen Thonet-Centers in der Grazer Innenstadt. Dort könnten ein Museum, ein Schauraum für aktuelles Design, ein Cafe und ein Shop einziehen. Der aktuellere, großzügigere Plan stammt von Talos' "Atelier A". Seine Planungen sehen ein neues Gebäude im Pfauengarten vor. Das Objekt soll innerhalb eines Jahres auf einer Fläche von 1.400 Quadratmetern zwei Museen, ein Cafe, einen Jazzkeller sowie ein leuchtendes Prisma als Anziehungspunkt vereinen, so Talos.

Talos: "Das müsste drin sein" im Budget der öffentlichen Hand

Neben einer ständigen Ausstellung von Thonet-Möbeln soll es aber auch einen Schauraum für Design geben, der dem Grazer Ruf als Architektur- und Designerzentrum gerecht werde, so Talos. Die Finanzierung des rund 50 Mill. S (3,63 Mill. Euro) teuren Projekts würden zu 40 bis 50 Prozent von Thonet und von Partnern getragen, der Rest müsste von der öffentlichen Hand kommen, da das Projekt hervorragend zur europäischen Kulturhauptstadt passen würde. "Ich kenne die Budgetpläne nicht, aber das müsste drin sein", meinte der Architekt. Nach der Errichtung soll sich das Museum selbst finanzieren können.

"Gedächtnispause" seit April

"Das Mischprojekt mit dem Arbeitstitel 'Thonet-Center' ist seit zweieinhalb Jahren in Planung" und sei den entsprechenden Stellen - vom Bürgermeister Alfred Stingl (S) abwärts - vorgestellt worden. Die Stimmung bei den Gesprächen mit Vizebürgermeister Peter Weinmeister (F) und Finanzstadtrat Siegfried Nagl (V) sei sehr positiv gewesen. Aber seit einiger Zeit herrsche "Gedächtnispause, es fühlt sich keiner mehr zuständig". "Vielleicht hat man wegen des Platzes Fracksausen bekommen", mutmaßt Talos, wobei sich der Architekt auch andere Plätze vorstellen kann, etwa im Bereich des neu zu errichtenden Messezentrums: "Man müsste die Planungen nur adaptieren." (APA)


Quelle: © derStandard.at