Lebenselexier Farbe

Von Roland Schöny.


Extravagante Formen und kräftige, leuchtende Farben gehören zu Verner Pantons (1926 - 1998) Markenzeichen. Die in Orange und Rot gehaltenen Räume der späten 50er und 60er Jahre sehen aus, als wären sie einem Science-Fiction-Film entnommen. Dennoch wäre es falsch den dänischen Designer nur als Großmeister des Sixties-Design zu sehen. Seine Objekte und ganzheitlichen Raumkonzepte machen ihn zu einem der wesentlichsten Designer des 20. Jahrhunderts. Das Vitra-Design-Museum widmet Panton nun eine Retrospektive, die ab dem 6. April im Wiener Hofmobiliendepot zu sehen ist.

"Phantasy Landscape", Partieller Nachbau, Vitra-Design-Museum, 2000 / ©Bild: Panton Basel

Um dem sinnesfreudigen Designer gerecht zu werden, sind nicht nur Objekte ausgestellt, es gibt auch interaktive Computerterminals mit Plänen und Fotos sowie einen begehbaren Nachbau des berühmten "Phantasy-Landscape-Raumes". Matthias Remmele vom Vitra-Design-Museum in Weil am Rhein hat die Ausstellung kuratiert.

ON Kultur: Wenn man Pantons farbige Räume ansieht, denkt man fast ein wenig an den Film "2001 Odyssee im Weltall" oder an die Fernsehserien "Ufo" und "Jason King". Nimmt Panton somit das psychodelische von der Popkultur beeinflusste Design vorweg?

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Matthias Remmele: Pantons Räume haben wie viele andere Räume von Designern dieser Zeit einen futuristischen Aspekt. Panton ist aber trotz allem auf dem Boden geblieben. Der großen Science-Fiction- und Weltraum-Euphorie ist er nur bedingt gefolgt. Die wichtigere Inspirationsquelle für ihn war die damalige zeitgenössische Kunst, insbesondere die Op-Art oder Pop-Art.

ON Kultur: Kann man sagen, dass Pantons Motto 'Weg aus dem kleinbürgerlichen Alltag' lautete?

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Matthias Remmele: Ja, weg aus dem kleinbürgerlichen Alltag hin zu neuen Lebensformen. Das war eines der wesentlichsten Antriebsmomente für sein Design. Seine intensive Arbeit mit Farbe ist eines seiner Hauptmerkmale für seine Tätigkeit als Designer. Er hat der Farbe enorme psychologische Wirkung zugeschrieben. So hat er gesagt, man sitzt bequemer auf einer Farbe, die man mag. Auch war ihm die Farbe wichtiger als die Form. Er hat es meisterlich verstanden das Raumklima zu beeinflussen, wobei er meistens Töne aus dem Rot- und Orangespektrum verwendet hat. Das hatte einerseits mit dem Zeitgeist, basierte aber andererseits auf der Erkenntnis, dass man sich mit diesen Farben wohl und geborgen fühlt.

ON Kultur: Von diesen Wohnlandschaften ist relativ wenig geblieben. Es gibt aber einige Entwürfe, die in Serie gegangen sind, wie etwa der berühmte Panton-Stuhl.

Panton-Chair, Vitra, CH/D, Produktion 1999 / ©Bild: H. Hansen
Panton-Chair, Vitra, CH/D, Produktion 1999 / ©Bild: H. Hansen

Matthias Remmele: Der Panton-Stuhl ist der erste Stuhl aus einem Guss, also aus einem durchgehenden Stück Material. Er zählt sicher zu den zehn wichtigsten Stuhlentwürfen im 20. Jahrhundert. Er ist Ende der 60er Jahre auf den Markt gekommen und ist seither fast ununterbrochen in Produktion. Er zählt ganz bestimmt zu den Klassikern, die auch in 100 Jahren noch da sein werden.

ON Kultur: Welche Objekte werden in dieser Ausstellung zu sehen sein?

Heart Cone Chair, Plus-linje, DK (1959) Reedition Citra CH/D, 1999. Foto: Marc Eggimann,  © Vitra CH/D.
Heart Cone Chair, Plus-linje, DK (1959) Reedition Citra CH/D, 1999. Foto: Marc Eggimann, © Vitra CH/D.

Matthias Remmele: Gegenstände aus allen Bereichen. Der Schwerpunkt liegt auf dem Möbeldesign, den Leuchten, den Textilien und auf den großen Raumgestaltungsobjekten. Wir wollten so einen sinnenfreudigen und die Sinne ansprechenden Designer nicht auf typisch museale Weise zeigen. Es käme nicht gut, Pantons Möbel Objekt für Objekt auf ein Podest zu stellen. Uns schien es ganz wichtig, diese Stimmungen, die er immer transportierte, zu zeigen.

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