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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
16.05.2002
14:28 MEZ
Kunst zum Verstören und Genießen
Adrian Piper versucht gesellschaftliche und politische Themen ohne Abwehrreaktionen zu kommunizieren - Retrospektive in Wien

"Adrian Piper
seit 1965"

Generali Foundation
17. 5. bis 18. 8.
Di bis So, 11 bis 18 Uhr
Do bis 20 Uhr
Führungen Samstag 16 Uhr

LINK
weitere Infos zu Ausstellung und Publikation unter
foundation.generali.at
 
Foto: Adrian Piper, Courtesy T. Erben Gallery, NY

Foto: Adrian Piper, Courtesy T. Erben Gallery, NY
Adrian Piper, "The Mythic Being/ I Embody Everything You Most Hate and Fear", 1975 (Detail)

Foto: Rosemary Mayer

Adrian Piper, "Catalysis III“, 1970 (Detail)

Wien - Adrian Piper ist vielseitig: Immanuel Kant spielt im umfassenden Werk der 1948 in Harlem (New York) geborenen Künstlerin und Philosophin ebenso eine Rolle wie Aretha Franklin und die Hindu-Gottheit Shiva. Von Freitag bis zum 18. August zeigt die Generali Foundation die erste umfassende Retrospektive der Künstlerin, die auch auf der diesjährigen documenta in Kassel mit einer großen Serie vertreten ist, in Österreich.

Rassismus und Xenophobie

Zwischen ihren teils vehement politischen, teils philosophisch-religiösen Arbeiten vollzieht Piper keine Trennung: "Unter allem steht die Natur des Selbst", schilderte die Künstlerin. Konzeptuelle Arbeiten, Installationen, Audio- und Videoarbeiten, Gemälde, Fotografien und mehr zeigt die Schau. Immer wiederkehrende Themengebiete sind bei Piper seit den 80er Jahren Rassismus und Xenophobie, die sie, absichtlich fernab der elitären Kunst-Jargone, in schlicht gehaltener, dafür umso eindringlicher (Bilder-)Sprache beleuchtet.

Kunst ohne Abwehrreaktionen

Gesellschaftliche und politische Themen erfolgreich zu kommunizieren, ohne Abwehrreaktionen auszulösen, ist eines der Hauptaugenmerke ihrer Arbeit. Daher wünschte sie sich, dass die Besucher von der Ausstellung "ein bisschen verstört werden, aber sie hauptsächlich genießen".

Reflexion rassistischer Stereotypen

Piper versucht Situationen herzustellen, in denen der Betrachter unmittelbar reagieren kann, unter anderem mit den "Funk Lessons" der frühen 80er Jahre, bei denen Piper zum gemeinsamen Hören und Tanzen und damit gleichzeitig zur Reflexion rassistischer Stereotypen einlud.

Kant

"Kant war ein großer Psychologe", schilderte die hauptberuflich am College Philosophie unterrichtende Künstlerin. "Die von ihm aufgestellten Kategorien, die absolut notwendig sind für ein sinnvolles Leben, können sich jedoch, wenn man nicht vorsichtig umgeht, in Stereotype verwandeln". Piper hat nach ihrem Kunststudium und den frühen künstlerischen Erfolgen auch Philosophie studiert. In der ausstellungsbegleitenden Publikation wird ein Einblick in das philosophische Werk der Künstlerin gegeben. (APA)


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