3. September 2001   <Gast>
Foren Help
ständig aktualisierte Nachrichten, Analysen, Dossiers, AudiosHier geht´s zur gedruckten Ausgabeu.a. 28 Börsen, 29 Branchen, Standard & Poor´s-Analysenmit Suchmaschine für über 15.000 Buchrezensionenmit Gastro-Guide, Routenplaner, Staumelder, WetterTrendsport, Entspannungstipps und persönlicher Fitness-Coach
So malt der Künstler von morgen: "Clear Board" aus dem M.I.T.
Ars Electronica & Lektüre
Medienkunst
Auch ästhetisch innovativ? Thesen zur Ars Electronica in Linz
Von Sabine B. Vogel
 
2. Sep. 2001 Bis zum 6. September findet in Linz wieder die Ars Electronica statt, das wichtigste Forum für digitale Kunst im deutschsprachigen Raum.

Nach "Infowar" und „Next Sex“ hat die eigenwillige Messe die Kunst zur Debatte gestellt: "Wer macht die Kunst von morgen? Wo wird sie stattfinden und mit wem?" fragt das österreichische Medienkunst-Festival ganz provokant und übertitelt die Ausstellungen und Diskussionsrunden mit "Takeover". Damit ist ein starkes Bild gewählt: eine feindliche Übernahme. Aber wen oder was will wer übernehmen?

Die Ars Electronica steht synonym für die innovativsten Entwicklungen in der Medienkultur. Im "Electronic Theater" sehen wir einen Zusammenschnitt von 15 faszinierenden Computeranimationen und Visual Effects, vom aquarellierten Zeichentrickfilm bis zum futuristischen Überfall der Schneckenkolonie durch fremde Kampfmaschinen.

Das "Future Office Project" stellt den technisch perfekt ausgerüsteten Konferenztisch der Zukunft vor, die "Electrolobby" zeigt die neuesten Entwicklungen der digitalen Game-Kultur und in den Cyber-Arts wird Entspannung zum Gesetz eines interaktiven Spieles oder gehen Künstler mit Schmetterlingsnetzen ausgerüstet durch die Stadt, um Umweltgeräusche einzufangen.

Nähe zum Kommerz

In Linz treffen Business, Entertainment und Kunst zusammen - aber genau hier beginnt auch die schon im Vorfeld laute Kritik. Zu schmal sei die Grenze zwischen Kunst und Kommerz, zu nah die Verbindung zur Industrie als Finanzier und Auftraggeber. Zudem fehlt es deutlich an einer klaren Definition, die uns das Künstlerische der Medienkunst erklären kann.

Medienkunst, das bedeutet vor allem Hochtechnologie. Aber wie weit kann eine eigene visuelle Sprache entwickelt werden bei so viel technischen Vorgaben? Nicht zuletzt diese Zweifel schliessen die Medienkunst aus dem traditionellen Kunstbetrieb aus. Diese Sparte ist ein zwar finanziell starkes, aber kunstbetrieblich kleines Universum, das wenige eigene Häuser bespielt, wie das Ars Electronica Center in Linz - dem Akteur der feindlichen Übernahme, der jetzt die Führungsrolle in der zeitgenössischen Kunst beansprucht.  

Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Womit rechtfertigt die Ars Electronica diesen Führungswechsel? Die Medienkunst sei weitaus aktueller und zeitgemäßer, denn sie setze sich in besonderem Maße mit der "technologischen Realität" auseinander. Die traditionelle Kunst könne mit den die Kultur bestimmenden gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklungen nicht mithalten. Ihr fehle es an wissenschaftlichen Fragestellungen, technologischen Innovationen und einer klaren Einbindung in die Popkultur.

So stellen denn auch interaktive Werke, Netz-Projekte und Computerspiele zentrale Schwerpunkte der Ausstellungen dar. Begleitet werden diese Präsentationen von täglichen Diskussionsrunden, in denen spannende Aspekte von Präsentationsmodellen bis zu Archivierungsfragen verhandelt werden.

Da sich keine Theoretiker finden ließen, die die Medienkunst als "Kunst von Morgen" oder wenigstens tatsächlich als Kunst beschreiben - ohne dabei auf Theorien der bildenden Kunst zurückzugreifen - werden die Produzenten reden.  

Aber kann die Medienkunst diesen Führungswechsel auch tatsächlich anhand ihrer Werke beanspruchen? Wie sieht der "creativity burst", die "ausbrechende Kreativität" aus? Man darf gespannt sein, ob die Ars Electronica auf diese Fragen Antworten findet.


 
Ars Electronica: bis 6. September im Ars Electronica Center, Hauptstraße 2, und an anderen Orten in Linz (Telefon 0043 732 7272-0); Konferenzen: „Creators of Life", biotechnologische Methoden und Prozesse als künstlerische Werkzeuge, Mo. 15-18;  "Engineers of Experience", Konzepte und Architekturen für interaktive Medien in Ausstellungen, Di., 10.30-14; "From Document to Event", Bewahrungsfragen für digitale Kunst, Mi., 10.30-12.30;  "The Undertakings of Art", digitale Distributionsformen und die Frage nach den Verwaltern und Förderern der Medienkunst, Do., 10.30-12.30

Text: @sbv
Bildmaterial: Massachusetts Institute of Technology (M.I.T.)
 

 
Autorensuche
Titelsuche

 
Link auf die Charts von Belletristik Belletristik
Link auf die Charts von Politik & Gesellschaft Charts Gesellschaft
Link auf die Charts von Wirtschaft Wirtschaft
Link auf die Charts von Hörbuch Hörbuch

 
Dossier: Fit für den Euroweiter
 
Dossier: Neue Botschaften in Berlinweiter
 
Das Loveparade-Dossierweiter
 

 
FAZ.NET Ticker

 
Reiseziel

 

 
Tonträger: „Puzzle“ von Tahiti 80
Medienschau: Unterwegs in Sachen Liebe
Meisterhaft: Der Film „Loin“ von Techiné
Fernsehwoche, 3.9 - 9.9.
Ausstellung: Björn Dalem
Telefonica glänzt in der Krise
Übersteiger: Rudi ist kein Riese und Deutschland nicht erstklassig
Shelter-Now-Mitarbeiter vor Gericht
Nichts Neues vom Nikkei
Minister Scharping beschäftigt die Gremien
  nach oben  Drucken  Versenden  Ihre Meinung  Kontakt  Sitemap
© F.A.Z. Electronic Media GmbH 2001  Nutzungsbedingungen