Madesta, Jahrgang 1964, ließ sich auch nicht vom letzten Satz des Artikels abschrecken: "Das Museum dürfte es schwer haben, nach diesem Start einen Direktor zu finden, der es aus dem unguten Hohlweg Haider'scher Heimatkunstdefinitionen wieder herausführt." Denn die Kunsthistorikerin bewarb sich um die Leitung. Und sie entschied das Verfahren im Februar 2004 für sich. Haider hätte sich damals, so Madesta, professionell verhalten: "Meine Wahrnehmung war, dass man etwas Ernsthaftes versuchen wollte."
Keine Autonomie
Zwei Jahre später weiß sie es besser: Nicht sie leitet das Museum, sie hält nur den Kopf für die Politik hin. Denn so gut wie alle Entscheidungen werden von Haiders Exsekretärin Erika Napetschnig, der Leiterin der Kulturabteilung, und Martin Strutz, dem Landeskulturreferenten, gefällt.
"Ich habe weder die Budget-noch die Personalhoheit: Besetzungen nimmt Erika Napetschnig ohne Rücksprache mit mir vor. Und auch das Programm bestimme nicht ich. Ich wurde z. B. lediglich darüber informiert, dass Arnulf Rohsmann eine nicht näher definierte Sommerausstellung kuratieren wird. Und der für den Herbst angesetzten Glaskunst-Ausstellung hätte ich nie im Leben zugestimmt. Sie ist ein Wunsch von Haider."
Das Redeverbot wurde zwar wieder aufgehoben. Die an sie adressierte Post wird dennoch weiterhin von Napetschnig gelesen, die das in einem Mail an Madesta auch gar nicht bestreitet: "Wie Sie wissen, erhalte ich täglich die Post des MMKK zur Voreinsicht."
Über die Repressalien und Kontrollmechanismen ist Madesta entsetzt. Am 1. Februar z. B. war noch nicht klar, ob am 15. des Monats die Eröffnung einer Videoinstallation von Ene-Liis Semper stattfinden kann. Denn Strutz hatte das Video, so Napetschnig, "noch nicht freigegeben".
Und harte Arbeit sei es gewesen, Maria Lassnig von der gegenwärtig laufenden Ausstellung im MMKK zu überzeugen. Aber es sei ihr, Madesta, gelungen. Doch dann habe Strutz gebeten, Lassnig kennen lernen zu dürfen. Also besuchte man die Grande Dame. "Strutz fragte Lassnig, ob der Chauffeur ein privates Erinnerungsfoto machen dürfe, weil er sie derart schätze. Lassnig gestattete es." Zur Verwunderung wurde das Foto gleich publiziert: in der Landespostille Zeit für Kärnten. Ein stolzer Strutz neben Lassnig. Madesta wurde weggeschnitten, als Credit ist vermerkt: Büro Strutz. "Die Kunst wird politisch missbraucht", stellt Madesta resignierend fest. "Ich kriege keine namhaften Künstler mehr. Zu Recht."
Dafür treten im MMKK Haider und Strutz auf. Sie luden am 8. März, dem Weltfrauentag, zur "Woman Power" ein - ohne Rücksprache mit Madesta. Der Landespressedienst jubelte über die "tolle" Veranstaltung. Die Kosten darf das MMKK bezahlen ... (DER STANDARD, Printausgabe, 13.04.2006)