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Kunstvolle Überlebensstrategien

Thomas Feuerstein und Christoph Hinterhuber sind Medienkünstler. Ihre sehr unterschiedlichen Ansätze zeigt eine Ausstellung in der Galerie Thoman

INNSBRUCK. Die beiden Exil-Innsbrucker Thomas Feuerstein und Christoph Hinterhuber sind 36 bzw. 35 Jahre alt. Feuerstein ist gelernter Kunsthistoriker und Philosoph, Hinterhuber hat an der Wiener Akademie der Bildenden Künste bei Arnulf Rainer und Peter Kogler studiert.

Um das Hinterfragen gesellschaftlicher und kultureller Phänomene geht es beiden Künstlern, ihre Annäherung geschieht allerdings auf völlig unterschiedliche Art und Weise, wie die aktuelle Ausstellung in der Galerie Thoman zeigt.

"Denken in Mustern", "See the light", "In der Zukunft leben" oder "Gegen allen - against everything" hat Christoph Hinterhuber in Neonschrift an die Galeriewand geschrieben. Einen psychotischen "Dancefloor" will er mittels dieser kühlen Zeichen symbolisieren, die Tradition der Konkreten Poesie mit neuronalen Prozessen koppeln.

Sehr bedeutungsschwere Worte für eine glatte, nicht wirklich berührende und schon gar nicht neue Art der Auseinandersetzung mit Wirklichkeiten unterschiedlichster Art.

Weitaus authentischer ist da die Kunst von Thomas Feuerstein, der seine aktuelle Installation "Konfabulation II" nennt. "Globale Effekte erzwingen intergalaktische Steuerungsregime", ist sich Feuerstein sicher. Was ihn interessiert, sind Strategien zum Überleben, Geschichten, die jede Gesellschaft erfindet, um die brutale Wirklichkeit zu verdrängen.

Thomas Feuerstein transformiert diese Geschichten zu Modulen, die als Metaphern für Ereignisse stehen, die das Leben der Menschen veränderten. Etwa die Weltraumstation, die er "als Konfabulationsmaschine zur Generierung von Identitätsproblemen" zum vereisten Vehikel stilisiert.

Mit dem Ausstellungstitel "Konfabulation" zitiert Feuerstein einen Begriff aus den Neurowissenschaften, um diesen in der Form laborartiger Versuchsinstallationen in den Kontext kultureller Phänomene zu rücken. So hat er etwa einen veritablen Chlorophyll erzeugenden Bioreaktor in die Galerie Thoman gestellt, in dem Algen gezüchtet werden.

Von diesen Algen leben die Fruchtfliegen, die auf der gegenüber liegenden Wand große C-Prints mit den Porträts etwa von Charles Darwin oder Karl Marx bevölkern, Persönlichkeiten, die einen wesentlichen Anteil an der sozialen Steuerung der Menschheit hatten. Ebenfalls mit dem Bioreaktor hat der Zyklus "Genesis II" zu tun, in dem sich Feuerstein mit dem als Überlebensstrategie mit Moosen und Flechten überwucherten Eichenwald Costa Ricas auseinandersetzt.

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Galerie Thoman, Maria-Theresien-Straße 34, Innsbruck; bis 4. September, Dienstag bis Freitag 12 bis 18 Uhr, Samstag 10 bis 17 Uhr
2004-07-15 15:45:24