28.04.2010 13:41 | Meine Presse Merkliste0

Wie aus Worten Blasen werden

27.04.2010 | 18:55 |   (Die Presse)

Brigitte Kowanz: Vorgeschmack auf Mumok-Schau in Salzburg.

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Im Anfang war das Wort. Da stock' ich schon. Im Anfang war das Licht! Sollte es zumindest für das Werk von Brigitte Kowanz heißen. Und am Ende? Bleibt die Form. Dazwischen liegt eine künstlerische Entwicklung, die konsequent mittlerweile drei Jahrzehnte lang voranschreitet. Kennen Sie sich aus? Nein. Also. Die Wienerin Brigitte Kowanz ist Licht-Objekt-Künstlerin, 2009 bekam sie dafür den Österreichischen Staatspreis. Bekannt war sie zuletzt für zauberhafte Spiegelkästen, in denen sich Worte aus Leuchtstoffröhren optisch in die Unendlichkeit schrauben: „Delight“ erhellte uns da etwa den Blick. Oder ein „Echo“ zog uns fort.

Ab 25.Juni wird Kowanz eine Einzelausstellung im Wiener Museum moderner Kunst gewidmet. Einen kleinen Einblick in die von Edelbert Köb kuratierte Schau gibt die Galerie Nikolaus Ruzicska in Salzburg bereits jetzt: In jüngsten Arbeiten überrascht Kowanz mit einem klaren Schritt in die Abstraktion. Wobei es schon damit begann, dass ihre Neonschrift immer unleserlicher wurde – die Glasbläser in Murano, die die Röhren herstellen, werden beim Studieren der immer fetzigeren Handschrift wohl schon unruhig geworden sein. Bestens zu sehen an einem großen Lichtobjekt, das auch im Mumok zu sehen sein wird: „Beyond Words“ ist gerade noch zu entziffern, in kräftigem und blassem Rot verschränken sich die Worte zur fast gestisch-abstrakten Leuchtlinien-Zeichnung.

Aber es geht noch weiter: Der elegante Schriftzug „Light up“ hat plötzlich einen massiven Schatten. Wie ein Farbklecks breitet sich die zurechtgesägte, lackierte Kunststoffplatte unter den zum Kreis geschwungenen Wörtern an der Wand aus. „Speechbubbles“ nennt Kowanz dieses neue Element, das – man sieht es nur, wenn man es weiß – in seinen Umrissen von den darüber liegenden Buchstaben bestimmt wird. Letzte Stufe vom Wort zur Form: Es bleibt nur noch die „Sprechblase“ über. Das formgebende „Just make sense“ ist an den Umrissen einer blauen Platte nur noch zu erahnen – eine Ausbuchtung hier, ein Einschwung da. Und das Licht? Das zog sich zurück, in den Spalt zwischen Wand und Wortschatten. sp

Salzburg, Faistauergasse12, bis 30.April.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.04.2010)

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