Doch zumeist bodenständig
In Feldkirch werden 16 künstlerische Positionen zur "Heimatkunde" präsentiert.
ARIANE GRABHER
Feldkirch (VN-ag)
Unter dem leicht verstaubten Titel "Heimat.kunde", der an ferne
Volksschultage erinnert und Erwartungen weckt, versammelt die
Vereinigung Kunst.Vorarlberg im Palais Liechtenstein in Feldkirch 16
künstlerische Statements zum Thema Rheintal. Unter der Schirmherrschaft
des vom Land Vorarlberg getragenen Raumplanungsprozesses "Vision
Rheintal" sind nach den Autoren, die im vergangenen Herbst eine Art
literarische Landkarte lieferten, nun die bildenden Künstler nach ihrer
Perspektive befragt. Die ist zwar
keineswegs verstaubt, aber sogar fürs Land der Häuslebauer überraschend
bodenständig. Und sie befasst sich über weite Strecken weniger mit
Visionen als mit dem Status Quo. Kuratiert von Lisa Althaus, gliedert
sich die Ausstellung, analog zu den Räumlichkeiten, in vier thematische
Bereiche. Urbanität im Kopf
Den
transzendentalen Raum teilen sich Oliver Bischof mit einer Pilgerreise,
die dem Element Wasser huldigt, und das Duo "raumhochrosen" mit Heike
Schlauch und Robert Fabach, die sich auf die Suche nach dem Urbanen
begeben haben. Dem Architektenduo begegnet man auch im Raum "Physis",
wo mit "sub(way)kultur" eine der spannendsten Arbeiten der Schau zu
sehen ist. Auf einem persönlichen Mind-Map, vergleichbar einem
U-Bahnplan, verorten sich Schlauch/Fabach in einer regionalen
Urbanität, die sie im Rheintal als geistige Haltung erfahren.
Schmunzeln, trotz ernstem Hintergrund, lassen die Installationen von
Alois Galehr und Harald Gfader, die sich um hausgemachten Verkehr,
schwarze Löcher und selbst produziertes Geblubber drehen. Von
Ortlosigkeit handelt ein Kurzfilm von Hermann Präg, während Hilda
Egle-Keemink in Luftaufnahmen das Rheintal in Relation zum Rhein bei
Rotterdam setzt und damit Bedeutungen hinterfragt. Eine mit Häusern
dicht besiedelte Leinwand von May-Britt Chromy lässt nur noch in der
Mitte Platz für ein einziges Grundstück. "Zu verkaufen"
"Zu verkaufen"
steht dort, und damit könnte sich Chromy mit Walter Drexel zusammentun,
der sich im nächsten Raum (Thema: Grenzen) auf die Suche nach dem
letzten freien Platz im Rheintal begibt. In Richtung Häuslebauer und
Abgrenzung zielen auch die Arbeiten von Cornelia Blum/Joachim
Schwarzenberg sowie die dreiteilige typografische Arbeit
"Hinterlassenschaft" von Michael Mittermayer. Nicht so klar in den
Kontext "Grenzen" fügen sich hingegen die Schulbank-Graffitis von
Ursula Dorigo, oder die Fotoserie zum Thema Terrorangst von Matthias
Weissengruber. Mit "Idyllen" wartet der vierte Raum auf und hier tut
sich vor allem Lisa Althaus mit einer ebenso witzigen wie
vielschichtigen Wandarbeit hervor. "Männerhäuser"
beschäftigt sich mit der Männerdomäne Feuerwehr und der erstaunlichen
Tatsache, dass jede Rheintalgemeinde ein eigenes Feuerwehrhaus besitzt.
Leichtigkeit vermittelt auch die großformatige Arbeit von Edgar
Leissing, der eine "Regenflügel Prinzessin" sampelt, während Ch. Lings
informelle Malerei einen Blick durchs Schlüsselloch wagt und Renate
Ludescher das Kulturbiotop "Frutzlust" thematisiert. Die Ausstellung
ist bis 8. Oktober zu sehen, Mi bis Fr, 16 bis 19, Sa und So, 10 bis 13
Uhr. 8. Oktober: lange Nacht der Museen mit Finissage und
Katalogpräsentation, 18 bis 1 Uhr. Renate Lutz legte Akte in das Bett der Frutz.
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