Schwedische Architektur im Ringturm | |
Ein Überblick über die schwedische Architektur im 20. Jahrhundert. Über die Ausstellung im Wiener Ringturm berichtet Sabine Oppolzer.
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In Form der Schwedenhäuser wurde die
schwedische Architektur bereits in die ganze Welt exportiert. Die
Einfachheit dieses Bautyps hat sich international sehr bewährt. Was die
Architektur öffentlicher Repräsentationsbauten betrifft, wurde und wird
kaum exportiert. Heimische große Architekten wie Gunnar Asplund oder Sven
Markelius bauten vor Ort, und dennoch strahlte ihre Arbeit ins
europäische Ausland, wie Adoph Stiller, der Leiter der Reihe Architektur im Ringturm anhand eines Beispiels
ausführt. "Zum Beispiel Erich
Boltenstern, der hier diesen Ringturm gebaut hat 1955, der war in den 30er Jahren bei
Markelius im Büro, hat dort gearbeitet. Und auch Oswald Haerdtl ist zum
Markelius gefahren, um sich seine Bauten anzusehen, die haben schon
Ausstrahlung gehabt."
Die Ideen des Funktionalismus Als zu Beginn des Jahrhunderts die Industrialisierung in Schweden
einsetzte, begann in dem vormals spärlich bevölkerten Agrarland ein großer
Bauboom. Damals entstand eine verfeinerte Variante des Neoklassizismus,
die als "Swedish Grace" bekannt wurde. Tomas Mjöberg vom Architekturmuseum
Stockholm zu der darauf folgenden Periode des Funktionalismus in
Schweden: "Der große Durchbruch des Funktionalismus in Schweden fand 1930 durch
eine große Ausstellung in Stockholm statt. Die Ideen kamen aus Europa,
aber in Schweden bestand eine große Nachfrage nach besseren Wohnstandards.
Denn die Mehrheit der Stadtbewohner lebte in dunklen Wohnungen mit
schlechter technischer Ausstattung. Die jungen schwedischen Architekten
engagierten sich sehr für die Ideen des Funktionalismus."
Architektonische Kontinuität Chefarchitekt der Ausstellung und Hauptvertreter des Funktionalismus in
Schweden war Gunnar Asplund. Die Machtergreifung der
Sozialdemokratischen Partei und die sozialen Reformen förderten eine
Ausbreitung des Funktionalismus. Zudem emigrierten zahlreiche Architekten
in den 30er Jahren aus Deutschland und Österreich nach Schweden. "Es sind
viele Emigranten schon 1942/43 aus Schweden nach Amerika emigriert, weil
sie immer mit der Angst gelebt haben, dass jetzt Deutschland auch nach
Schweden kommt", führt Adolph Stiller aus. Trotz seiner Neutralität war Schweden im Zweiten Weltkrieg
wirtschaftlich abgeschottet. Der Nachbar Deutschland war als
Hauptwirtschaftspartner verloren und das Baugeschehen wurde nur sehr
reduziert fortgesetzt. Trotzdem arbeiteten die schwedischen Architekten
auch während des Krieges in kleinen Projekten weiter und der
architektonische Diskurs wurde fortgeführt. Community-Center So konnten bereits in den frühen 50er Jahren interessante Bauten
entstehen. Adolph Stiller: "Bei uns beginnt die
Architekturgeschichtsschreibung erst wieder 1946. Die Kontinuität in
Schweden zeigt allerdings, dass die 50er Jahre nicht so vom Himmel
gefallen sind, sondern eben auch aus diesen 30er, 40er Jahren gewachsen
sind."
Das Zentrum von Arsta, errichtet von Erik und Tore Ahlsén ist Schwedens
erstes Beispiel einer Nachbarschafts- Büro im Baukastensystem In den 60er Jahren entstand dann Schwedens erstes Haus aus
Fertigbauteilen, entworfen von Carl Nyrén. Diese Bauten wurden lange Zeit
nicht sehr geliebt, obwohl sie großzügige Grundrisse hatten. Die
Strukturphilosophie der staatlichen Baubehörde zeigte sich auch in dem
Häuserblock "Garnisonen", dem Pilotprojekt für die Idee eines
Baukastensystems für Bürogebäude. Der Häuserblock zeigt auch heute noch seine vielfältige Verwendbarkeit,
so Tomas Mjöberg: "Heute gibt es das Labor nicht mehr. Andere
Einrichtungen wie Schulen sind eingezogen, das Gebäude hat bewiesen, dass
es für unsere Zeit adaptiert werden konnte." Öffnung der Architekturszene
Nach einem neuerlichen großen Bauboom in den 80er Jahren, bewirkt durch
das Wirtschafts- "In Schweden wurde zwar das Kunstmuseum von Moneo gebaut, aber im
Allgemeinen hält sich diese Tendenz in Grenzen", weiß Adolph Stiller. "Es
hat etwas Sympathisches, dass Schweden nicht so an diesem
Architekten-Starkult teilnimmt." Tipp: Die Ausstellung Architektur im 20. Jahrhundert: Schweden läuft bis zum 18.
Mai. | ||||||||||
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