Salzburger Nachrichten am 22. April 2003 - Bereich: KI
Plastikbrüste und "Power-Dicks" im Wiener MAK
"Die Lust am Kaufen ist die zuletzt verbleibende Form einer
öffentlichen Auseinandersetzung", meinte MAK-Direktor Peter Noever beim
heutigen Presse-Gespräch über die Intention der Ausstellung. "Das Flair
einer Stadt wird ja heutzutage gemessen an den Besonderheiten der
Einkaufsmöglichkeiten", so Noever weiters. Und auch ein Museum könne sich
dieser Entwicklung nicht verweigern. "Man denke an den Museumsshop, der
ist zur Notwendigkeit geworden. Gerade bei Politikern besteht ja der
Wunsch, Kunstausstellungen zu einem Supermarkt zu stilisieren", holte
Noever weiter aus. Und so passe die "Verkaufs"-Ausstellung "Supermarkt" von den
Schweizerinnen Mickry3, alias Christina Pfander, Dominique Vigne und Nina
von Meiss, sehr gut in die Räume der ehemaligen Buchhandlung, die damit
als neuer "MAK Design Space" eingeweiht wurde. Das Trio gestaltete in
jahrelanger Handarbeit Objekte für sieben fiktive Abteilungen: Disco Food,
Magic Meat, Playline, Orient-Shop, Organ Shop, Susi Shop und Kiosk. Für
die Schau im MAK ("Supermarkt" gab es schon im Zürcher Kunstraum
Walcheturm zu sehen) fügte Mickry3 noch eine "MAK-Abteilung" dazu, mit
Versionen von Margarethe Schütte- Lihotzkys Frankfurter Küche, oder dem
Teeservice von Josef Hoffmann. Sämtliche Objekte, wie Plastikbrüste, künstliche Lungenflügel,
"Power-Dicks" (Plastikobjekte in Form männlicher Geschlechtsorgane) oder
Papier-Puppen wurden in Cellophan eingeschweißt, mit Euro-Preis versehen
und auf Gestelle geschlichtet wie in einem Supermarkt. Zusätzlich gibt es
einen "Bestellkatalog", in dem alle "Waren" abgebildet sind. Während der
Schau sind alle Gegenstände auch zu kaufen. (Schluss) hhi |