"Aus vollem Herzen" hätte ihr Vater diese Ausstellung
begleitet, ist sich Eva de Jong-Duldig, die in Melbourne ein
Karl-Duldig-Museum leitet, sicher. Und doch leiden postume Würdigungen am
Übel des schalen Nachgeschmacks.
Vor 14 Jahren starb der 1938 emigrierte Wiener Bildhauer
Karl Duldig in Australien, mit 83 Jahren. Das Jüdische Museum zeigt zur
Zeit sein plastisches und zeichnerisches Werk. Als Anlaß hätte der
Geburtstag des Künstlers dienen sollen, der sich im vergangenen Jahr zum
100. Mal gejährt hat. Doppelt verspätet wird diese Würdigung nachgeholt.
Immerhin gelang im zweiten Stock des Museums eine
elegante, wenn auch kleinteilige Präsentation. Zu erklären ist die Auswahl
an 65 Kleinplastiken wohl mit dem Transportaufwand. Lagerten die
Skulpturen nach Duldigs Flucht aus Wien erst notdürftig verpackt in Paris,
um dann nach Australien verschifft zu werden.
Nach einem Jahr Aufenthalt in Singapur wurde Duldig mit
Frau und Kind 1940 nach Australien abgeschoben, wo sie in Melbourne ihre
zweite Heimat fanden. Der Bildhauer, der in Wien als einer der
talentiertesten Schüler des damals dominierenden Anton Hanaks galt,
verdiente hier als Kunsterzieher den Lebensunterhalt, schuf Freiluft-Werke
wie Mahnmale, Reliefs. Sein einst verheißungsvoller Name verhallte in
Australiens Outback.
Im Jüdischen Museum erkennt man Duldig als gewissenhaft
arbeitenden Vertreter der Moderne, der die Figur trotz halbherziger
Versuche in Richtung Abstraktion nie losließ. Schön die Materialvielfalt
von Speckstein, Holz bis Bronze. Die 16 Zeichnungen gehen etwas unter,
doch ein Video und Photographien erzählen die Geschichte eines gut
aussehenden, sehr sportlichen Mannes, dessen Kunst in der Ferne vergessen
wurde. sp
Bis 4. Mai. So.-Fr. von 10 bis 18 Uhr, Do. von 10
bis 20 Uhr.
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