Bregenz
(VN-ag) Die Frage, wie man eine Ausstellung über
das Lesen, Hören und Sehen inszeniert, beschäftigte das Team im
Kunsthaus Bregenz in der Vorbereitung der Österreich-Premiere des
schottischen Künstlers Douglas Gordon. Die Architektur von Peter
Zumthor erweist sich dabei einmal mehr als wandelbare Hülle.
Für seine aktuelle Ausstellung im KUB, die ab 19. Jänner
für das Publikum zugänglich ist, bedient sich Douglas Gordon
(geboren 1966, Glasgow) nicht, wie für sein wohl bekanntestes Werk
"24 Hour Psycho", aus dem Fundus der Filmgeschichte. Mit dem Roman
"Die privaten Memoiren und Bekenntnisse eines gerechtfertigten
Sünders" seines Landsmannes James Hogg (1770-1835) bedient sich der
Turner-Preisträger von 1996 diesmal vielmehr einer literarischen
Vorlage.
Text, Ton und Bild
Umgesetzt in Text, Ton und Bild, übertragen auf die
vertikale Abfolge der Architektur im Kunsthaus, reflektiert Gordon
das Spannungsfeld von (Eigen- und Fremd-)Wahrnehmung. Die eigens auf
das Haus zugeschnittene Produktion, in Verbindung mit der kurzen
Schließzeit forderte das Kunsthaus-Team einmal mehr. Noch während
die zu Ende gegangene Ausstellung abgebaut wird, beginnt, logistisch
und technisch bestens vorbereitet, bereits der Aufbau für Gordon.
Probleme, wie die Beschaffung einer passenden
Offset-druckmaschine, statische Berechnungen für das zweieinhalb
Tonnen schwere Teil oder die Bedienung desselben sind zu diesem
Zeitpunkt zwar schon gelöst, Gespräche mit zahlreichen Sponsoren
bereits geführt, doch der Bau eines sternförmigen Raumes mit
Schwarzlicht im zweiten Stockwerk und der Einbau einer riesigen,
neun mal fünf Meter großen Leinwand im Geschoss darüber steht noch
bevor. Exakt geplant, technisch versiert und mit einigem
Erfindungsgeist gelingt es im KUB, Bestehendes aus früheren
Ausstellungen neu zu adaptieren und damit kostengünstig wieder zu
nutzen.
So kommt nicht nur das für die Kogler-Schau entwickelte System
für die völlige Verdunkelung der Räume wieder zum Einsatz, ein
Spaziergang hinter den Kulissen entlang des sternförmigen Einbaus
(der aus der Akustik-Not im Haus eine Tugend macht) wird zur
Enfilade von Stellwänden aus vorangegangenen Präsentationen, während
das feuerfeste Bühnenausstattungsmaterial von den Festspielen
stammt.
Druckmaschine
Die Offsetdruckmaschine, die während der
Ausstellungsdauer das von Gordon handschriftlich verfasste
Manuskript in Werkstattatmosphäre täglich und vor den Augen der
Besucher drucken soll, konnte nach ausgedehnter Suche schließlich
witzigerweise in unmittelbarer Nähe, in der Berufsschule Bregenz,
ausfindig gemacht werden und wird nun von Druckerlehrlingen bedient.
Audioversion
Das Stockwerk darüber ist mit einer von Michael
Köhlmeier gesprochenen, siebenstündigen Audioversion der Memoiren im
sternförmigen Schwarzlicht-Raum dem Hören gewidmet, während in der
vergleichsweisen Helligkeit des dritten Stockwerkes das Sehen auf
der riesigen Leinwand kulminiert.
Dass diese Reise durch die Wahrnehmung nicht nur technisch
funktioniert, sondern auch beim Besucher etwas auslösen wird, dafür
sorgt vor allem auch die Architektur von Peter Zumthor, die sich bei
alledem als kongenialer Partner erweist.
Aufbauarbeiten. Kommenden Samstag ist die Ausstellung
öffentlich zugänglich. (Foto: Hofmeister)