VN Mi, 16.1.2002

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Gordon im Kunsthaus Bregenz

Wie man Lesen, Hören und Sehen inszeniert - Ausstellung fordert Technik heraus

Bregenz (VN-ag) Die Frage, wie man eine Ausstellung über das Lesen, Hören und Sehen inszeniert, beschäftigte das Team im Kunsthaus Bregenz in der Vorbereitung der Österreich-Premiere des schottischen Künstlers Douglas Gordon. Die Architektur von Peter Zumthor erweist sich dabei einmal mehr als wandelbare Hülle.

Für seine aktuelle Ausstellung im KUB, die ab 19. Jänner für das Publikum zugänglich ist, bedient sich Douglas Gordon (geboren 1966, Glasgow) nicht, wie für sein wohl bekanntestes Werk "24 Hour Psycho", aus dem Fundus der Filmgeschichte. Mit dem Roman "Die privaten Memoiren und Bekenntnisse eines gerechtfertigten Sünders" seines Landsmannes James Hogg (1770-1835) bedient sich der Turner-Preisträger von 1996 diesmal vielmehr einer literarischen Vorlage.

Text, Ton und Bild

Umgesetzt in Text, Ton und Bild, übertragen auf die vertikale Abfolge der Architektur im Kunsthaus, reflektiert Gordon das Spannungsfeld von (Eigen- und Fremd-)Wahrnehmung. Die eigens auf das Haus zugeschnittene Produktion, in Verbindung mit der kurzen Schließzeit forderte das Kunsthaus-Team einmal mehr. Noch während die zu Ende gegangene Ausstellung abgebaut wird, beginnt, logistisch und technisch bestens vorbereitet, bereits der Aufbau für Gordon.

Probleme, wie die Beschaffung einer passenden Offset-druckmaschine, statische Berechnungen für das zweieinhalb Tonnen schwere Teil oder die Bedienung desselben sind zu diesem Zeitpunkt zwar schon gelöst, Gespräche mit zahlreichen Sponsoren bereits geführt, doch der Bau eines sternförmigen Raumes mit Schwarzlicht im zweiten Stockwerk und der Einbau einer riesigen, neun mal fünf Meter großen Leinwand im Geschoss darüber steht noch bevor. Exakt geplant, technisch versiert und mit einigem Erfindungsgeist gelingt es im KUB, Bestehendes aus früheren Ausstellungen neu zu adaptieren und damit kostengünstig wieder zu nutzen.

So kommt nicht nur das für die Kogler-Schau entwickelte System für die völlige Verdunkelung der Räume wieder zum Einsatz, ein Spaziergang hinter den Kulissen entlang des sternförmigen Einbaus (der aus der Akustik-Not im Haus eine Tugend macht) wird zur Enfilade von Stellwänden aus vorangegangenen Präsentationen, während das feuerfeste Bühnenausstattungsmaterial von den Festspielen stammt.

Druckmaschine

Die Offsetdruckmaschine, die während der Ausstellungsdauer das von Gordon handschriftlich verfasste Manuskript in Werkstattatmosphäre täglich und vor den Augen der Besucher drucken soll, konnte nach ausgedehnter Suche schließlich witzigerweise in unmittelbarer Nähe, in der Berufsschule Bregenz, ausfindig gemacht werden und wird nun von Druckerlehrlingen bedient.

Audioversion

Das Stockwerk darüber ist mit einer von Michael Köhlmeier gesprochenen, siebenstündigen Audioversion der Memoiren im sternförmigen Schwarzlicht-Raum dem Hören gewidmet, während in der vergleichsweisen Helligkeit des dritten Stockwerkes das Sehen auf der riesigen Leinwand kulminiert.

Dass diese Reise durch die Wahrnehmung nicht nur technisch funktioniert, sondern auch beim Besucher etwas auslösen wird, dafür sorgt vor allem auch die Architektur von Peter Zumthor, die sich bei alledem als kongenialer Partner erweist.

Aufbauarbeiten. Kommenden Samstag ist die Ausstellung öffentlich zugänglich. (Foto: Hofmeister)




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