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21.11.2001 - Ausstellung
Von Intellektuellen, Künstlern und Narren
Oskar Laskes Gemälde "Das Narrenschiff" wird in einer gelungenen Kombination mit Karikaturen von Carl Leopold Hollitzer von der Österreichischen Galerie Belvedere gezeigt.
VON REINHARD ELLENSOHN


Ihre Werke sind vom selben Geist geprägt. Nicht nur das Geburtsjahr, sondern vor allem der gesellschaftskritische und zutiefst menschliche Blick, der sich in den persiflierenden Arbeiten des österreichischen Architekten, Malers und Graphikers Oskar Laske (1871 bis 1951) sowie in den Zeichnungen und Karikaturen des nahezu unbekannten Carl Leopold Hollitzer (1874 bis 1942) manifestiert, verbinden die beiden Künstler, denen eine Ausstellung im Prunkstall des Unteren Belvedere gewidmet ist.

Das Secessions- und Künstlerhausmitglied Laske, geboren in der altösterreichischen Stadt Czernowitz, studierte zunächst auf Wunsch seines Vaters Architektur bei Otto Wagner, wandte sich aber bald, weitgehend als Autodidakt, der Malerei zu. Das Hauptwerk Laskes, das Gemälde "Das Narrenschiff", bildet den Angelpunkt der Schau. In diesem Gesamtblick auf die Welt in ihrer Torheit und bunten Vielfalt listet der Maler penibel menschliche Schwächen und Narreteien anhand verschiedener Lebensbereiche auf. Zahlreiche befreundete Künstler und Intellektuelle, darunter Gustav Klimt, Egon Schiele und Adolf Loos, sind auf dem Gemälde verewigt.

Auch unter Hollitzers Karikaturen sind berühmte Persönlichkeiten zu finden: Der bereits erwähnte Klimt, Karl Kraus, Hermann Bahr, Egon Friedell und Peter Altenberg - um nur einige zu nennen. Hollitzer, geboren in Bad Deutsch-Altenburg (Niederösterreich), studierte an der Akademie der bildenden Künste bei Felician von Myrbach-Rheinfeld, betätigte sich aber auch als Sänger und Dichter und war Mitbegründer des "Cabaret Fledermaus". Seine Karikaturen studierte er bevorzugt in den Wiener Kaffeehäusern.

Die rund dreißig Exponate der Ausstellung dokumentieren einen Blick auf die Welt - aber auch auf sich selbst, wie das Selbstbildnis Hollitzers zeigt -, der auch als Versuch zu verstehen ist, diese mit den Mitteln der ironischen Distanzierung selbst zu bewältigen. Lebensphilosophie in effigie.

Bis 20. Jänner, Di. - So. 9 - 17 Uhr.



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