VON ARIANE GRABHER
Feldkirch (VN Wie ein riesiger,
gestrandeter Wal besetzt eine noch unbearbeitete Holztafel das
Atelier des Feldkircher Künstlers Rainer Rainer. Nachdem die
"Liaison" mit dem Bregenzer Galeristen Gregor K. nur zehn Tage
währte, hat sich Rainer Rainer wieder in sein Atelier zurückgezogen,
wo er Ausstellungen vorbereitet.
Insgesamt sieben Arbeiten sollen es werden, die Rainer
Rainer im kommenden Herbst im Wanger-Haus im liechtensteinischen
Vaduz zeigen will. Im Zentrum der Präsentation steht die große,
bereits erwähnte Holztafel, deren abgerundete Form einen Ausbruch
aus der Gleichförmigkeit des rechteckigen Formates signalisiert, und
um die herum sich sechs kleinere Werke gruppieren. Die "endlos
aufragenden Wände", so Rainer, fordern den Maler bei diesem
aktuellen Projekt heraus, während er gleichzeitig auch eine
Buchpräsentation in Frankfurt und eine Ausstellung in Chicago
vorbereitet. Als Maler arbeite er eigentlich immer ohne Thema, sagt
Rainer Rainer. "Wo es literarisch wird, wo man inhaltlich reden
kann, das ist die Zeichnung bzw. die Graphik", erwähnt der Künstler
ein Medium, mit dem er zwar selten präsent ist, das aber auch einen
Stellenwert in seinem Werk hat. Vielmehr steht sein Name aber für
einen Ansatz in der Malerei, der die Sprache fast schon ausschließt,
stattdessen jedoch mit einem nie endenden Vorrat an roter Farbe
argumentiert.
Spontaneität
"Es sind immer Fragmente aus der Natur, mit denen ich
mich befasse, ich interpretiere die Natur, also den Menschen, den
Planeten usw.", so Rainer. Wenn man sich die daraus entstehenden
Bilder ansieht, konnte man leicht den Eindruck gewinnen, dass dies
sehr spontan, aus einer expressiven Geste heraus, geschieht. Doch
dem ist nicht ganz so: "Meine Malerei hat weniger mit momentanen
Gefühlen zu tun und die Bilder sind auch nicht so spontan wie es
ausschaut, denn ich arbeite meist über längere Zeit daran." Spontan
sind sie höchstens nach der Rainerschen Definition, die Spontaneität
als einen "Geisteszustand, bei dem sich das Tun mit Dir und der
Außenwelt deckt" bezeichnet. Konstatiert Rainer Rainer bei vielen
Künstlern nur ein gewisses Geltungsbewusstsein als Antriebsfeder für
ihr Tun, und schätzt dagegen Künstler wie Gottfried Bechtold oder
Arnulf Rainer, so hat die Malerei bei ihm "schon soweit mit Therapie
zu tun, als es um die Schmerzen geht, die Schmerzen erkennen und
lindern", wie er sagt, denn: "Letztlich entspringt alles Tun dem
Schmerz."
Anecken
Als "echter" Maler, der in den vergangenen Jahren noch
expressiver geworden ist und der sein Medium ohne Zugeständnisse mit
einer ihm eigenen Radikalität und Obsession betreibt, eckt man
hierzulande auch schon einmal an.
Die abrupt beendete Ausstellung in Bregenz oder der kürzlich
erfolgte Austritt aus der Künstlervereinigung belegen dies. "Wenn
man heute etwas kritisiert, dann heißt es doch gleich man habe ,den
Moralischen`", meint Rainer Rainer. Doch am Ende steht immer noch
und immer wieder das Bild, und das spricht bekanntlich für sich, so
oder so.
Rainer Rainer: "Ich interpretiere die Natur, also den
Menschen."