Bilder, die das Hinschauen veränderten
Fotografis. Eine Bildersammlung von Weltrang ist ab heute, Freitag, in Salzburg zu sehen – als eine Dauerleihgabe.
HEDWIG KAINBERGER Über die Bedeutung der Sammlung „Fotografis“ (siehe Kasten rechts) sprachen die SN mit Margit Zuckriegl, Kuratorin im Museum der Moderne und seit 1985 Leiterin der dortigen Fotosammlung des Bundes und des Landes Salzburg.
Warum ist die „Fotografis“ wichtig für Salzburg? Zuckriegl: Sie ist eine Ergänzung zu unserer Fotosammlung. Wir haben 17.000 Werke zeitgenössischer österreichischer Foto- und Medienkunst, aber wir haben keine klassische und keine internationale Fotografie. Genau das ist die Sammlung „Fotografis“. Sie enthält 400 Werke beginnend mit Ende des 19. Jahrhunderts, dann der 20er-Jahre, der Neuen Sachlichkeit und des Surrealismus bis zu zeitgenössischen Bildern. Für Salzburg ist es ein enormer Gewinn, jetzt breit über zeitgenössische sowie über klassische Fotografie zu verfügen.
Wie verändert sich damit die Reputation Salzburgs im Vergleich zu Fotosammlungen in München, Essen oder Hamburg.
Zuckriegl: Salzburg stellt damit eine neue Position auf der Landkarte der Fotografie dar und hält einem Vergleich mit Essen, Hamburg oder München stand. Wien hingegen hat keine so umfassende reine Fotosammlung, es gibt einzelne Sammlungen mit verschiedenen Schwerpunkten.
Ist es übertrieben zu sagen, Salzburg sei der wichtigste Ort für Fotografie in Österreich?
Zuckriegl: Man kann das so sagen. Erstens dank der Positionierung der „Fotografis“ in Salzburg und zweitens dank der Österreichischen Fotosammlung ist das Museum der Moderne eine Institution mit reicher Substanz und viel Kompetenz. Hinzu kommen weitere Salzburger Institutionen, wie der Fotoschwerpunkt der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst, der Fotohof in Nonntal und weitere Galerien.
Wie hat das Fotosammeln in Salzburg begonnen?
Zuckriegl: Mit einer Initiative von Otto Breicha, der am Beginn der 80er-Jahre als Gründungsdirektor des Rupertinums angetreten ist und hier die Fotografie substanziell vertreten haben wollte. Er verwendete eigenes Budget zum Aufbau einer Landessammlung. Und er hat es geschafft, dass der Bund alle Fotoankäufe als Dauerleihgaben nach Salzburg gibt, was bis heute der Fall ist. So entstand seit 1983 die bedeutendste nationale Fotosammlung: jene des Bundes, die mit jener des Landes Salzburg abgestimmt wird.
Aber hat die Fotografiegeschichte in Salzburg nicht früher mit dem Fotohof begonnen?
Zuckriegl: Ja, Anfang der 1980er- Jahre formierten sich – aus der Not, dass es keine Institutionen für Fotografie gab – in ganz Europa so etwas wie Produzentengalerien. Die Camera Austria in Graz war in Österreich die erste. 1981 folgte der Fotohof in Salzburg. Aus einem bescheiden dotierten Topf im Bundesministerium wurden dort Ausstellungen, Kataloge und Projekte gefördert. Von diesen damals gegründeten Institutionen zehren wir heute noch.
Ist die in Salzburg aufgebaute und stationierte Fotosammlung nur hier zu sehen?
Zuckriegl: Nein. Mit einer so umfassenden Sammlung, die nun um die „Fotografis“ erweitert wird, haben wir die Aufgabe, österreichische Fotografie und Medienkunst im In- und Ausland zu vermitteln. Vor kurzem habe ich im Museum für zeitgenössische Kunst in Bukarest eine große Ausstellung mit etwa Arbeiten von 28 Künstlern eingerichtet (bis 16. August, Anm.). Es ist ein enormes Interesse da, ein großes Echo.
Das ist wichtig für die österreichischen Künstler, aber auch für die dortige Kunstszene.
Wie geht es mit dem Otto-Breicha-Preis weiter? Zuckriegl: Dieser Preis, den die Familie Otto Breichas dotiert, wird nun alle zwei Jahre verliehen. Nach Ferry Radax (2007) haben wir heuer Margherita Spiluttini als Preisträgerin. Sie wird eine umfassende Ausstellung im Rupertinum machen, die am 22. Juli eröffnet wird.