Salzburger Nachrichten am 15. Juli 2005 - Bereich: kultur
Ringen mit der Wirklichkeit Das "Mumok" in Wien zeigt
realitätsbezogene Werke aus der eigenen Sammlung
WIEN (SN-mo). Nein, das Wiener "Museum für Moderne Kunst - Sammlung
Ludwig" habe keine Sorgen wegen seiner Leihgaben, sagte dessen Direktor
Edelbert Köb am Donnerstag bei der Pressepräsentation der neuesten
Ausstellungen "aus der Sammlung" - gleich vier davon sind es, zum "Nouveau
Realisme", "Realismen der 70er Jahre", "Pop Art" und Bruce Naumans "Audio
Video Underground Chamber". Die Frage lautete, ob auch im Mumok zu befürchten sei, dass
"Dauerleihgaben" von ihren Eigentümern abgezogen werden könnten, wie es
gerade im Frankfurter Museum für Moderne Kunst passiert. Die Situation könne im Mumok nicht eintreten, sagte Köb. Denn zu jenem
Teil der Objekte, die vom Sammlerehepaar Ludwig über deren Stiftung ins
Mumok gekommen seien - realitätsbezogene Kunst der 1960er und 70er Jahre,
Pop Art -, gebe es über die Stiftung eindeutige Verträge, die zunächst bis
2012 reichten und dann zur Verlängerung anstünden. Überhaupt sei das
Hauptproblem des Mumok, wie es die vielen Kunstwerke, die in verschiedenen
Depots lagern - darunter raumgreifende Installationen etwa von Ilja
Kabakov - einmal auch ausstellen könne. Die "alten" Schätze aus der Sammlung des Mumok machen sich, frisch
ausgestellt, gut: Ikonen der 1960er und 70er Jahre, Pop-Art, Formen des
"Realismus", kann man seit heute, Freitag, auf den Ebenen 3 und 4 des
Mumok, erstmals nach der Eröffnungsausstellung vor drei Jahren, wieder auf
sich einwirken lassen. Das war eine künstlerisch ungemein starke Zeit: Die bildenden Künstler
in den USA und Europa setzten sich intensiv mit ihrer Umwelt auseinander
und mit der angemessenen Weise, sie in Kunst umzuformen. Ist sie besser
"unscharf" wie in den Bildern Gerhard Richters oder besser hypergenau wie
bei Don Eddy ("Volkswagen")? Geht es um das völlig Reale (etwa in Daniel
Spoerris Installation "Hahns Abendmahl") oder um das Immaterielle (die
monochrom blauen Bilder von Yves Klein)? Die vier Ausstellungen laden ein zu Begegnungen mit unbestrittenen
Höhepunkten einer Kunstszene, deren Künstlern ihre Arbeit als
gesellschaftliche Aufgabe unter den Nägeln brannte.Bis 18. September,
"Nouveau Realisme" bis 14. Mai 2006, Di. bis So. 10 bis 18 Uhr, Do. bis 21
Uhr; www.mumok.at |