Salzburger Nachrichten am 18. April 2003 - Bereich: kultur
Der Blick des Künstlers

Der dänische Künstler Per Kirkeby erhielt am Mittwoch in Salzburg den Herbert-Boeckl-Preis. Das Rupertinum zeigt aus diesem Grund eine Werkschau.

WERNER THUSWALDNER

Der Verein der Freunde des Rupertinums vergibt diesen Preis seit 1998. Als Empfänger kommen Künstler in Frage, die auf ein international anerkanntes Werk verweisen können. Der Preis, dotiert mit rund 22.000 Euro, ist mit dem Namen des Malers Herbert Boeckl verbunden. Dahinter steht die Absicht, diesem Künstler über Österreich hinaus Geltung zu verschaffen. Preisträger waren unter anderen Pierre Alechinsky, Emil Schumacher, Matta, Antoni Tapies, y Tombley und Corneille.

Den Preis an Per Kirkeby überreichte am Mittwoch in der Aula der Universität der Präsident des Vereins, Otto Steindl. Die Leiterin des Rupertinums, Agnes Husslein, sprach über die glückliche Wahl, Othmar Raus überbrachte die Grü-ße des Landes, und der Direktor des Kopenhagener ARKEN Museums für Moderne Kunst, Christian Gether, hielt die Laudatio.

Kirkeby, Jahrgang 1938, ist sehr vielseitig, er äußert sich als Maler und als Plastiker, Literat und Filmemacher. An der Universität Kopenhagen studierte er Naturkunde. Das erwies sich für seine Prägung als Künstler von allergrößter Bedeutung. Doch als er die Kunstszene betrat, tobte sich dort gerade die Pop-Art aus. Auch Kirkeby geriet in deren Sog. Im "alten Europa" hatte man davon allerdings ein anderes Verständnis als in den USA, wo ein und dasselbe Werk verschiedenen Urhebern zugeschrieben werden könnte. Kirkeby dagegen gestatte sich Individualität, für die etwa ein Zugriff kennzeichnend ist, der sich für die Zusammensetzung der Dinge interessiert.

Der analytische Blick ist auch für seine Arbeiten vor der Natur entscheidend. Forschendes Interesse treibt den Künstler an und veranlasste ihn dazu, spezielle Weltgegenden zu bereisen. Die Haltung gegenüber der Natur ist zurückhaltend, bescheiden. Dahinter steht nicht der Mensch, der dem Wahn erliegt, sich zu ihrem Beherrscher aufschwingen zu können.

Das Rupertinum zeigt unter dem Titel "Dreimal Werden" bis 13. Juli eine Ausstellung mit Grafik von Per Kirkeby. Im ersten Abschnitt sind frühe Arbeiten aus der erwähnten Pop-Phase zu sehen. Für sie ist viel weniger eine plakative als eine lyrische Ausformung charakteristisch. Ferner hängen hier akribisch mit feinem Stift ausgeführte Zeichnungen. Der zweite Abschnitt dokumentiert einen Zyklus von Monotypien, die eine Reise im Jahr 2000 zu den Färöern dokumentieren. Es sind Landschaften in einem Zustand, als wäre der Prozess der Welterschaffung noch im Gang. Kirkeby zeigt mehrere "Zustände" von einzelnen Motiven.

Nach dieser Reise erkrankte der Künstler schwer und erholte sich nur langsam. Der dritte Abschnitt beweist, dass Kirkeby die gestalterische Kraft zurückgewonnen hat. Diese Arbeiten auf Papier sind Kompositionen aus einem linearen Gerüst und temperamentvoll eingesetzter Farbe. Auch dies sind Naturbilder, doch diesmal gewonnen aus freier Assoziation.