VN Sa, 23.3.2002

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61 Stunden im Schaufenster

Uwe Jäntsch hat Bregenz den Rücken gekehrt und taucht in Wien wieder auf

VON CHRISTA DIETRICH

Bregenz, Wien (VN) Schlicht und einfach "Raum" nennt Uwe Jäntsch seine Inszenierungen und Shows - und er nummeriert sie durch. Beim 23. solcher Räume ist er nun angelangt. Räume, das sind für ihn auch oder vor allem Gegenwelten.

Gegenwelten wie sie jeder Mensch braucht. Einer dieser Räume befand sich in der Altstadt von Palermo, es war sozusagen ein Frauenraum in einer Männerwelt. Bunt ausgestaltet mit Figuren und Farben entwickelte er sich zum (zuletzt stets offenen) Nachtasyl, in dem Menschen verschiedener Nationalitäten und mit verschiedenen Wertvorstellungen Zuflucht fanden - indem sie sich mit Respekt begegneten, indem sie sich aber auch - wie ein Gästebuch zeigt - zu kreativem Handeln animiert sahen.

Kunst-Unterführung

Jäntsch hat auch Comics und Filme geschaffen. Die Gier der Konsumgesellschaft, die Kälte im Zusammenleben sind immer wieder Themen, gegen die Jäntsch nicht einfach nur anzeichnet. So wie er in Palermo eine Ruine mit seinen Motiven überzog, verwirklichte er in Bregenz zusammen mit einer Gruppe von Kindern und Jugendlichen ein ganz besonderes Kunstobjekt: Die Unterführung zum Hafen wurde zum Träger wunderbarer Geschichten von großen Monstern, Schlangen und allerlei Fabelwesen.

Jäntsch hatte die Idee und wählte die Farben (ein Braunrot, kontrastiert von einem leuchtenden Gelb), die Figuren entsprangen allein der Phantasie der Kinder. Die Arbeit mit den jungen Malern hat Uwe Jäntsch und seiner Assistentin Sandra Dorner enormen Spaß gemacht, die Schwierigkeiten zu überwinden, die ihnen die Behörden bzw. die ÖBB machte, hat allerdings Kraft gekostet.

Drei Tage durchgehend zugänglich

Jäntsch hat Bregenz nun den Rücken gekehrt, die nächste Inszenierung wird in Wien stattfinden, und zwar in der Galerie Klaus Engelhorn am Stubenring. Am 4. April wird dort sein inzwischen fast schon berühmt gewordener Animations-Stummfilm "Fish Pills" gezeigt. Vom 10. bis 12. April läuft die Inszenierung "23. Raum", die an den Frauenraum in Palermo, in dem er zum Finale 48 Stunden durchgehend ausharrte, anschließt.

Jäntsch fungiert selbst als lebende Schaufensterdekoration und will den Raum erst nach drei Tagen und zweieinhalb Nächten bzw. nach 61 Stunden verlassen. Zu sehen sind außerdem Dokumentarfilme über seine Arbeiten.

Künstler Uwe Jäntsch: Gegenwelten schaffen. (Foto: Christian Fischer)




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