VON CHRISTA DIETRICH
Bregenz, Wien (VN) Schlicht und einfach
"Raum" nennt Uwe Jäntsch seine Inszenierungen und Shows - und er
nummeriert sie durch. Beim 23. solcher Räume ist er nun angelangt.
Räume, das sind für ihn auch oder vor allem Gegenwelten.
Gegenwelten wie sie jeder Mensch braucht. Einer dieser
Räume befand sich in der Altstadt von Palermo, es war sozusagen ein
Frauenraum in einer Männerwelt. Bunt ausgestaltet mit Figuren und
Farben entwickelte er sich zum (zuletzt stets offenen) Nachtasyl, in
dem Menschen verschiedener Nationalitäten und mit verschiedenen
Wertvorstellungen Zuflucht fanden - indem sie sich mit Respekt
begegneten, indem sie sich aber auch - wie ein Gästebuch zeigt - zu
kreativem Handeln animiert sahen.
Kunst-Unterführung
Jäntsch hat auch Comics und Filme geschaffen. Die Gier
der Konsumgesellschaft, die Kälte im Zusammenleben sind immer wieder
Themen, gegen die Jäntsch nicht einfach nur anzeichnet. So wie er in
Palermo eine Ruine mit seinen Motiven überzog, verwirklichte er in
Bregenz zusammen mit einer Gruppe von Kindern und Jugendlichen ein
ganz besonderes Kunstobjekt: Die Unterführung zum Hafen wurde zum
Träger wunderbarer Geschichten von großen Monstern, Schlangen und
allerlei Fabelwesen.
Jäntsch hatte die Idee und wählte die Farben (ein Braunrot,
kontrastiert von einem leuchtenden Gelb), die Figuren entsprangen
allein der Phantasie der Kinder. Die Arbeit mit den jungen Malern
hat Uwe Jäntsch und seiner Assistentin Sandra Dorner enormen Spaß
gemacht, die Schwierigkeiten zu überwinden, die ihnen die Behörden
bzw. die ÖBB machte, hat allerdings Kraft gekostet.
Drei Tage durchgehend zugänglich
Jäntsch hat Bregenz nun den Rücken gekehrt, die nächste
Inszenierung wird in Wien stattfinden, und zwar in der Galerie Klaus
Engelhorn am Stubenring. Am 4. April wird dort sein inzwischen fast
schon berühmt gewordener Animations-Stummfilm "Fish Pills" gezeigt.
Vom 10. bis 12. April läuft die Inszenierung "23. Raum", die an den
Frauenraum in Palermo, in dem er zum Finale 48 Stunden durchgehend
ausharrte, anschließt.
Jäntsch fungiert selbst als lebende Schaufensterdekoration und
will den Raum erst nach drei Tagen und zweieinhalb Nächten bzw. nach
61 Stunden verlassen. Zu sehen sind außerdem Dokumentarfilme über
seine Arbeiten.
Künstler Uwe Jäntsch: Gegenwelten schaffen.
(Foto: Christian Fischer)