Linz09 geht eilends seinem Ende zu: Wie wird Linz nach dem Kultur-Hauptstadtjahr aussehen?
Die Sehnsucht nach dem Riesenrad
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Das Höhenrausch-Riesenrad ist mittlerweile ein Wahrzeichen geworden. Nun wurde es abgebaut. Foto: O. Saxinger
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Von Julia Urbanek
Kulturhauptstadt blühte durch Unterstützungen auf.
Was passiert im Jahr nach Linz09?
Linz.
Das neue Wahrzeichen von Linz, ein Riesenrad auf einem Kaufhausdach,
wurde kürzlich abgebaut. Die Holzstege der Ausstellung "Höhenrausch",
über die 270.000 Besucher spazierten, werden verheizt. Das
Kulturhauptstadtjahr geht mit Riesenschritten seinem Ende zu. Mit
gigantischen Feuerwerken hat das Jahr in Linz begonnen. Enden wird es
weit ruhiger, hat der Linz09-Intendant Martin Heller bereits
angekündigt. Sein Team verabschiedet sich nun langsam aus Linz, damit
auch neue Netzwerke und Ideen. Die Stadt hat sich den Wandel bereits in
ihren Slogan geschrieben: "Linz verändert." Nun kommt eine neuerliche
Veränderung auf die Stadt zu: das Leben nach Linz09.
Die Kulturhauptstadt hat sich immer Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben. Wie aber sieht Linz 2010 aus?
Selbst große Kritiker der Kulturhauptstadt gestehen die Wirkung
dieses Jahres ein. Linz, vor ein paar Jahren noch wenig beliebte
Industriestadt, hat durch Linz09 und in dessen Fahrwasser einen enormen
Schub erfahren. Im Erscheinungsbild, im Selbstbewusstsein, in den
Aktivitäten. Ein Jahr lang hat Kultur die Stadt durchwirkt.
Linz wurde runderneuert
Stadt, Land und Unternehmen haben das KulturHauptstadtjahr als
Anlass für eine Runderneuerung der Stadt genommen: Für Linz09 wurden
Fassaden geputzt, zahlreiche Garagen gebaut, Plätze revitalisiert,
Hotels errichtet. Anfangs wurde das Fehlen eines Linz09-Merkmals, wie
es in Graz 2003 die Murinsel war, vermisst. In Linz wurde stattdessen
viel Geld in die Erweiterung und Adaptierung bestehender Kulturbauten
gesteckt, was sich im Nachhinein auch als probater Schachzug erwies.
Das funkelnde Ars Electronica Center oder der neue Südflügel des
Schlosses sind eine Verpflichtung für die kommenden Jahre und müssen
betrieben werden – außerdem haben sie sowohl Linzern als auch Touristen
den Blick für bestehende Institutionen geöffnet.
Das Musiktheater, vor ein paar Jahren noch als
Kulturhauptstadt-Höhepunkt erhofft, ist noch immer eine Baustelle – es
soll im Herbst 2012 seinen Spielbetrieb aufnehmen. Das hat immerhin den
Vorteil, dass bereits ein Projekt in Angriff genommen wurde, das weiter
in die Zukunft reicht. Denn 2010 werden die finanziellen Bedingungen
für Kultur weniger luxuriös als 2009 sein. Linz09 wurde mit 60
Millionen Euro von Stadt, Land und Bund finanziert, Sponsoren steuerten
weitere Millionen bei, die Neubauten und Adaptierungen kosteten mehrere
hundert Millionen Euro. 2010 wird man wieder im Normalmodus fahren
müssen.
Linz war in diesem Jahr ein beliebtes Reiseziel, über zwei Millionen
Besucher verzeichneten die Veranstaltungen von Linz09. Die Gäste kamen
neben Österreich vor allem aus Deutschland und Italien. Die letzten
Zahlen des Linz Tourismus zeigen ein Plus von 16 Prozent im September
2009 zum September 2008. Wie sich solche Zahlen im Jahr 2010
entwickeln, wird viel über die Nachhaltigkeit von Linz09 erzählen.
Manches wird bleiben
Das bunte Riesenrad und das gelbe Haus "Bellevue" über der
Stadtautobahn sind jene Institutionen, die sich laut einer
Spectra-Umfrage die meisten Linzer behalten wollten. Beide wurden
bereits abgebaut. Viele nunmehr etablierte Spielstätten werden wieder
aus dem Stadtbild verschwinden.
Manches soll aber auch bleiben: Voraussichtlich werden die
Diskussionsabende im Kepler-Salon, die Orgelstationen in Linzer Kirchen
und der Ruhepol im Mariendom weitergeführt. Auch das Pixelhotel mit
seinen auf die Stadt verteilten Zimmern wird weiter bestehen. Linz wird
sich aber jedenfalls verändern. Nun ist es an der Stadt, die Impulse der Kulturhauptstadt für sich zu nutzen.
Siehe auch:
Porträt Martin Heller
Printausgabe vom Mittwoch, 11. November 2009
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