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Alfons Mucha: Berühmte Plakate im Belvedere

13.02.2009 | 13:33 | Von Katharina Kölbl (DiePresse.com)

Retrospektive. Das Belvedere bringt erstmals das Lebenswerk des Jugendstilkünstlers Alfons Mucha nach Österreich. Neben Plakaten konzentriert sich die Ausstellung auf seinen "Slawischen Epos".

Über Nacht, heißt es, gelang Mucha 1894 in Paris der Durchbruch: mit dem Plakat für das Theaterstück „Gismonda", das Bühnenstar Sarah Bernhardt zeigte. Der Name Mucha und das Medium Plakat sind seither untrennbar miteinander verbunden. Es folgte eine sechsjährige Zusammenarbeit mit Bernhardt und unzählige Reklameaufträge. Diese großformatigen Farblithografien bilden den Auftakt der Ausstellung im Unteren Belvedere und beeindrucken durch lang gezogene, fließende Linien, Pastellfarben und das Verschmelzen von stilisierten floralen Elementen mit menschlichen Körpern.

Rankende Pflanzen, fragile weibliche Gestalten, umspielt von Locken begleiten einen durch die Schau und ziehen den Blick des Betrachter förmlich in die Kunstwerke hinein. Seine beiden bedeutendsten Illustrationen zum Vaterunser („Le Pater") und der Erzählung von „Ilsée, Princesse de Tripoli" zeigen dieses typische, reizvolle Wechselspiel zwischen Verzierung und Figuren. Von Muchas vielfältigem Gestaltungswillen zeugen extravagante Schmuckstücke und Mobiliar, entworfen für den Pariser Juwellier Georges Fouquet anlässlich der Weltausstellung 1900.

Aufbauen und Brückenschlagen

Den Höhepunkt der Ausstellung bilden aber zweifellos zwei monumentale Gemälde des „Slawischen Epos" und die Rekonstruktion des Pavillons für Bosnien und Herzegowina. Der sonst im Schlösschen Moravský Krumlov aufbewahrte Zyklus illustriert die Geschichte der Slawen in 20 Bildern und demonstriert Muchas Nationalgefühl: Tanzende Slawen, im Mittelpunkt die slawische Gottheit Svantovit und Thor, der germanische Gott des Donners, der sich bedrohlich mit seinen Wölfen nähert, alles umzogen von strahlend hellblauen Umrisslinien. Seit 1900 hatte Mucha sein Werk einem politischen Anliegen verschrieben: die Versöhnung der Völker unter dem Einfluss des Neoslawismus.

In diesem Zusammenhang ist auch seine Ausstattung des Pavillons für Bosnien und Herzegowina interessant, beauftragt von der Wiener Regierung und einer der großen Erfolge der Weltausstellung in Paris 1900. Das Belvedere hat den Raum samt seiner Dekoration rekonstruiert. Zentrale Themen sind die Geschichte der osmanischen Provinzen und die Akzeptanz von Religion und Brauchtümern. Auch hier wird schon klar, was Mucha im Vorwort zur ersten Präsentation seines „Epos" in Prag 1928 festhielt: „Der Zweck meines Werkes bestand nie im Niederreißen, sondern immer nur im Aufbauen, im Brückenschlagen, denn uns alle muss die Hoffnung nähren, dass die gesamte Menschheit sich näher kommt, und zwar umso leichter, wenn sie sich gegenseitig kennenlernt."

 


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