Leopold im Netz | |
Die Sammlung Leopold hat alle 5.286 Werke und alle bisherigen Ergebnisse der Provenienzforschung aufgelistet und im Netz publiziert.
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Die Stiftung Leopold geht in die Offensive. Im Rahmen einer
überraschend angesetzten Pressekonferenz der Stifung Leopold wurde letzten
Freitag die neue Website des Museums präsentiert. Die Brisanz dieses
Internetauftritts: Damit sind die weit über 5000 Werke der Sammlung samt
zugehöriger Provenienzforschung erstmals öffentlich zugänglich
gemacht. Raus aus dem Winkerl Der immer wieder geäußerte Verdacht, die Stiftung nenne Werke nicht,
deren Besitzerkette nicht zweifelsfrei geklärt sei, soll damit aus der
Welt geräumt werden, so der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Helmut
Moser: "Es ist ein übler Usus geworden, wenn heute irgend ein Bild gesucht
wird, wird's primär bei uns gesucht."
Derzeit sind Gerichtsverfahren zu zwei Werken aus der Sammlung Leopold
anhängig: Wegen Egon Schieles, "Wally" in New York und Albin Egger-Lienz'
"Der Sensendengler" in Wien. Mangelnde Transparenz Die Journalisten bemängelten bei der Pressekonferenz, dass die im
Internet publizierten Eigentümerwechsel zum Teil nicht mit Jahreszahlen
versehen sind. Auch sei aufgrund der fehlenden Übersetzungen der Zugriff
für fremdsprachige User erschwert. Von Seiten der Stiftung wurde die
Provenienzdatenbank daraufhin als "work in progress" bezeichnet. "Da es sich um eine ehemalige Privatsammlung handelt, die seit 1948 von
Rudolf Leopold aufgebaut wurde, sind seine Unterlagen und sein Gedächtnis
die Ausgangsbasis für die Forschung", heißt es dazu auf der Web-Site des
Leopold-Museums. Schuler deutete an, dass bei der Fülle der privat
getätigten Erwerbungen (zwei bis drei im Wochendurchschnitt) das exakte
Ankaufsjahr nicht in jedem Fall erinnert wurde, und Moser erinnerte daran,
dass in Privathaushalten nicht jedes Papier aus den fünfziger Jahren
wieder auffindbar ist. Wobei noch hinzukomme, dass die Zahl der Händler
und Auktionshäuser, die bereitwillig Auskunft über die Einbringer der über
sie verkauften Werke geben, außerordentlich beschränkt sei. Verwickelte Beispiele Um das Projekt qualifiziert voranzutreiben wurde nun eigens eine Stelle
für Provenienzforschung ausgeschrieben. Zu den Schwierigkeiten in der
Archivarbeit wies Helmut Moser unter anderem darauf hin, dass das Bildnis
"Wally" in amerikanischen Dokumenten unter anderem als "Valley" ( also:
Tal) auftauche. Auch bezüglich des Gemäldes "Der Sensendengler" von Albin
Egger-Lienz gebe es Unschärfen. So gibt es in der Sammlung fünf Gemälde
mit dem Titel "Sensendengler", allerdings kein einziges mit dem Namen
"Sensenschmied", wie es Herrn Moric Pick enteignet worden ist. Am Beispiel der "Häuser des Klosterneuburger Rathausplatzes"
(Inventarnummer 4140) erläuterte Christian Meyer, Direktor des
Arnold-Schönberg-Centers und Vorstandsmitglied der Leopold-Stiftung,
Schwierigkeiten der Forschung und die Hoffnungen, die mit der
Veröffentlichung verbunden sind. Dieses Bild, zu dem nach
Zeitungsberichten Erben nach dem Besitzer Leopold Popper Ansprüche erheben
wollen, war 1955 im Dorotheum verkauft worden, nach Philadelphia gegangen,
dann wieder 1973 im Dorotheum versteigert, 1978 bei Christie's London und
zuletzt 1984 von Leopold Dorotheum gekauft worden. Die Akten des Staatsarchivs führen zwei Leopold Popper an. Einen ohne
Vermögenswerte aus Wien-Leopoldstadt und einen Baron Leopold Popper, der
jedoch Waffensammler war und keine Kunstsammlung hatte. Es könnte noch
einen weiteren Leopold Popper geben, der in den Akten des Staatsarchivs
nicht aufgeführt wurde, und auf den man auch in den alten Telefonbüchern
nicht gestoßen sei, meinte Meyer.
Eine Bebilderung des Archivs ist nicht geplant. Die Gemälde der
Sammlung sind ab 22. September im neuen Leopold-Museum im Museumsquartier
zu besichtigen. | ||||||