Spektakel der Moderne

Die Salzburger Léger-Ausstellung ist die seit den 60er Jahren umfassendste Schau mit Werken des Neuerers der Malerei in Österreich.


Die meisten Salzburger Galerien nützen wieder die Festspielzeit, um das internationale Publikum mit verschiedenen Ausstellungen anzulocken. So zeigt heuer das Museum moderner Kunst "Rupertinum" widmet seine diesjährige Sommer-Ausstellung dem großen französischen Maler Fernand Léger (1881-1955). Die Schau "L'Esprit Moderne" ist von 27. Juli bis 20. Oktober zu sehen.

Mit über 80 Werken gibt die Ausstellung einen Überblick über das gesamte künstlerische Schaffen Légers. Sie vereint Leihgaben von Museen, Galerien sowie aus Privatbesitz aus ganz Europa: u.a. aus den großen französischen Institutionen wie dem Centre Georges Pompidou, dem Musée Fernand Léger in Biot, dem Musée Picasso in Antibes, den Musées des Beaux Arts in Lyon und Nantes, dem Musée Malraux in Le Havre, dem Stedelijk Museum in Amsterdam, dem Guggenheim Museum, dem Kunstmuseum Bern und der Nationalgalerie in Berlin.

Prägend fürs 20.Jahrhundert

Selbstporträt, 1906 / ©Bild: VBK, Wien, 2002
Selbstporträt, 1906 / ©Bild: VBK, Wien, 2002
Fernand Léger prägte entscheidend die künstlerische Avantgarde der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts mit. Léger sah sich nicht als Künstler, er hielt sich für einen Handwerker. Seine Werke machten ihn allerdings zu einem Darsteller des "Heroismus des modernen Lebens" und zum wichtigen Vorläufer der Pop Art.

Als Anfang der 50er Jahre eine Retrospektive über das Werk Légers in San Francisco, New York und Chicago gezeigt wurde, lockte sie nur wenige Besucher ins Museum. "Vielleicht waren seine Gemälde zu streng und nüchtern für damals, denn niemand reflektierte seine Zeit scharfsinniger", erklärte Katharine Kuh, die Organisatorin der damaligen Ausstellungen, später in einem Interview.

Elemente anderer Stile

Zwei stehende Frauen, 1922 / ©Bild: VBK, Wien, 2002
Zwei stehende Frauen, 1922 / ©Bild: VBK, Wien, 2002
Wie kaum ein anderer Maler seiner Zeit verinnerlichte Léger Elemente anderer Stile. Seine Einflüsse reichen von Kubismus, Fauvismus über Futurismus bis zum Realismus.

Léger wurde 1881 im französischen Argentan geboren. Er zog 1909 nach Paris um, wo er im Künstlerviertel Montparnasse lebte. Bereits zwei Jahre später fiel er den französischen Kunstkritikern erstmals auf. Zusammen mit Künstlern wie Picasso, Gris und Braque zählt er zu den bekanntesten Kubisten.

Erstes abstraktes Werk

Die drei Kameraden, 1920 / ©Bild: VBK, Wien, 2002
Die drei Kameraden, 1920 / ©Bild: VBK, Wien, 2002
Seine frühe Serie "Contrastes de formes" von 1913 gilt heute als erstes vollkommen abstraktes Werk, das aus dem Kubismus hervorging. Der Kampf zwischen Abstraktion und Figuration, Flachheit und Tiefe wurde zum Zentrum seines künstlerischen Schaffens. Stillleben und Landschaften löste Léger völlig auf.

Seine Momentaufnahme mehrerer Menschen beim Kartenspiel mit dem Titel "La Partie de cartes" von 1917 wird zu einem Gewirr aus Armen, Fingern und Spielkarten.

Verweigerung von Idividualismus

Komposition mit zwei Matrosen, 1951 / ©Bild: VBK, Wien, 2002
Komposition mit zwei Matrosen, 1951 / ©Bild: VBK, Wien, 2002
Als bekennender Kommunist verweigerte Léger seinen Figuren Individualismus. Die runden Formen und gleichartigen Gesichter seiner Menschengestalten, ihre starren Gesten erinnern an sozialistische Reliefs an den Häusern Ostberlins. "Irgendwie war er überzeugt, dass die Sowjetunion die wahre Hoffnung des Arbeiters ist", erinnerte sich Kuh. Andererseits liebte der Maler die Größe und das Neue an Amerika.

Selbst das vulgäre Leben auf den Straßen einer Metropole wie New York faszinierte den Künstler. Diese Freude an urbanem Leben und dem geschäftigen Treiben der Menschen in den Schluchten zwischen den Wolkenkratzern verewigte Léger in einem seiner berühmtesten Bilder, "La ville", von 1919. Léger malte, wie er es nannte, "das Spektakel" der modernen Welt.

Fasziniert vom Wandel

Landschaft, 1925 / ©Bild: VBK, Wien, 2002
Landschaft, 1925 / ©Bild: VBK, Wien, 2002
Fasziniert von der Geschwindigkeit und dem Wandel seiner Zeit ließ er Vitalität und Energie in den Bildern durch den Kontrast der starren Formen seiner Figuren mit ausdruckvoll leuchtenden Farben wie Lila und Rot entstehen.

"Léger schien wenig Sorgen zu haben, er schätzte zwar die öffentliche Anerkennung, wurde diese ihm aber vorenthalten, so störte ihn das auch nicht", schrieb Kuh. "Meine Ära war eine großer Kontraste und ich war derjenige, der am meisten daraus gemacht hat. Ich bin ein Zeuge meiner Zeit", sagte Léger kurz vor seinem Tod im Jahr 1955.

Tipp:

"Fernand Léger - L'Esprit Moderne", Museum für Moderne Kunst Salzburg Rupertinum, von 27. Juli bis 20. Oktober, Informationen: 0662-8042/2541

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