Salzburger Nachrichten am 17. April 2003 - Bereich: KI
Graz entdeckt Kunst des Masochismus

Im Zentrum des Projektes der Künstlerin Irene Andessner steht die erste Ehefrau jenes Mannes, der schon zu Lebzeiten zum "Urtyp des Masochisten" erklärt wurde, Angelica Aurora Rümelin (Wanda SM). Sie war für ihren Mann Leopold von Sacher-Masoch das Vorbild für die von ihm geschaffenen Romanfigur "Wanda" in dem Roman "Venus im Pelz" - heute ein Klassiker der erotischen Literatur. In ihrer künstlerischen Auseinandersetzung mit diesen beiden Frauenfiguren schlüpft die Salzburger Künstlerin Irena Andessner immer wieder selbst in die Rolle der beiden Frauen und wirft Fragen zum Verhältnis von Künstler und Muse, Mann und Frau, Sexualität und Gewalt auf.

Das Kunstprojekt kulminiert in einer Videoinstallation im Grazer Dom im Berg mit einer Live-Schaltung in das ehemalige Glockenturmverlies: Dort eingeschossen, wird der polnische Künstler Piotr Dluzniewski (geb. 1952 in Lodz) Fetischzeichnungen von seiner "Herrin" Wanda SM anfertigen.

Parallel zu dieser einmonatigen Aktion wird Andessner historische Plätze, die im Leben der Sacher-Masochs eine Rolle gespielt haben, wie beispielsweise Wandas "Geburtshaus" in der Leonhardstraße sowie literarisch belegte "Spielorte" wie das Opernhaus künstlerisch bespielen.

Zusätzlich wird eine Präsentation von Fotografien und Leuchtbildern stattfinden. Im Hotel Erzherzog Johann wird das "Wanda SM"-Zimmer eingerichtet, das Andessner mit Leuchtkästen, Fotografien und Wanda-Accessoires als dauerhafte - auch zu buchende Einrichtung - konzipiert hat. (Schluss) rk

WWN0034 2003-04-17/14:25