Kultur

Flaggschiff der Kulturmacht

31.10.2007 | SN
Der Prado in neuer Pracht: Das Madrider Museum wurde mit 152 Millionen Euro um die Hälfte vergrößert. Man erwartet 2,5 Millionen Besucher jährlich.

Madrid (SN, dpa). Von außen betrachtet wirkt der "neue Prado" beinahe ein wenig nüchtern und bescheiden. Im Innern birgt das würfelförmige Ziegelstein-Gebäude jedoch ein Schmuckstück: den Kreuzgang des Sankt-Hieronymus-Klosters aus dem 17. Jahrhundert. Dieses Bauwerk war bei den Arbeiten zur Erweiterung des Madrider Prado-Museums Stein für Stein abgetragen und dann im Innern des Museums-Annexes neu aufgebaut worden.

Die Anbauten des Prado wurden am Dienstag vom spanischen König Juan Carlos offiziell eingeweiht. Mit der Erweiterung - der umfangreichsten in der fast 200-jährigen Geschichte der Pinakothek - vergrößert sich die Ausstellungsfläche um die Hälfte. Eine Empfangshalle verbindet die alten und neuen Gebäudeteile. Auf ihrem Dach wurde ein Buchsbaumgarten angelegt.

Der Ausbau des Prado-Museums galt als das bedeutendste Projekt der spanischen Kulturpolitik der letzten Jahre. Er kostete 152 Millionen Euro, drei Mal so viel wie ursprünglich veranschlagt. "Der Prado steht nun auf einem Niveau mit den besten Museen der Welt, wenn nicht darüber", befindet die Zeitung "ABC". "Spanien ist kulturell eine Großmacht und der Prado deren Flaggschiff."

Dabei hatte die Erweiterung jahrelang viel Ärger bereitet. Als die Madrider Regierung in den 90er Jahren einen internationalen Wettbewerb ausschrieb, wollte keiner der 500 eingesandten Vorschläge der Jury gefallen. Erst in einem zweiten Anlauf erhielt der Spanier Rafael Moneo den Zuschlag.

Die Entwürfe des Stararchitekten wären dann aber beinahe vor Gericht gescheitert. Eine Initiative von Anwohnern hatte gegen die Einbeziehung des Klosters in das Museum geklagt und sich auf den Denkmalschutz berufen. Heute herrscht in Spanien Erleichterung darüber, dass die Richter die Klage abgewiesen hatten. Die Neubauten wurden von der Fachwelt einhellig gelobt. Der Architekt selbst meinte bescheiden: "Was wirklich zählt, sind die ausgestellten Werke der Künstler und nicht die architektonischen Bauten, die sie umgeben."Das Prado-Museum zählt derzeit rund zwei Millionen Besucher im Jahr. "Nach der Erweiterung streben wir 2,5 Millionen an", sagt der Museumsdirektor Miguel Zugaza. "Dass die Kunst zu einem Massenphänomen wurde, ist eine Tatsache, die sich nicht rückgängig machen lässt."

Die Prado-Erweiterung war überfällig gewesen, denn Spaniens wichtigste Pinakothek platzte aus allen Nähten. Das Museum verfügt in seinen Beständen über 3500 Kunstwerke, die es allein aus Platzmangel nicht zeigen kann. Viele Gemälde werden in Lagerräumen aufbewahrt. Sie bilden den "verborgenen Prado". Andere Werke werden in Museen in anderen Städten Spaniens gezeigt. Aus den verborgenen Schätzen des Prado stammen auch die 95 Gemälde und zwölf Skulpturen spanischer Meister des 19. Jahrhunderts, die jetzt in den neu errichteten Anbauten ausgestellt werden. Dazu gehören Spätwerke von Francisco de Goya sowie Gemälde von Joaquín Sorolla, Mariano Fortuny oder Federico de Madrazo. Sie werden erstmals seit über zehn Jahren gezeigt. "Die Prado-Kollektion aus dem 19. Jahrhundert war in letzter Zeit in der Versenkung verschwunden, weil sie als reaktionär und Ausdruck eines ranzigen Konservativismus gegolten hatte", berichtet die Zeitung "La Vanguardia".

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