Salzburger Nachrichten am 3. Februar 2006 - Bereich: Kultur
Der Standpunkt: Abschied ohneeine Träne HEDWIG KAINBERGER
Österreichs Bundesregierung hat die Verhandlungen über den Kauf der
Bilder von Gustav Klimt abgebrochen. Wem Kunst in Österreich und die
Rückgabe von Raubkunst aus der NS-Zeit ein Anliegen ist, wird dies mit
Erleichterung zur Kenntnis nehmen. Dafür gibt es zwei Gründe. Erstens: 250 Millionen Euro für die fünf
Bilder zu zahlen, wäre ein Affront gegen alle Besucher, Mitarbeiter und
Direktoren der staatlichen Museen, die seit Jahren über lächerlich geringe
Ankaufsbudgets verfügen. Wie irrsinnig der Betrag von 250 Mill. Euro für fünf Bilder ist, zeigen
Vergleiche: Das nicht als Schnäppchenladen bekannte Auktionshaus
Christie's präsentierte am Mittwoch in New York das Bild eines Malers,
dessen Werke nicht die billigsten sind: Vincent van Gogh. Für dessen nicht
unwichtiges Gemälde der "Madame Ginoux" lautet der Schätzwert 33 Millionen
Euro. Oder: Unter den zehn teuersten, jemals versteigerten Bildern ist
bisher keines von Gustav Klimt. Um festzustellen, welchen Marktwert jedes der fünf Bilder hat, wird es
also klüger sein, eine Versteigerung abzuwarten, als sich auf Gutachten
und Forderungen der jetzigen Anbieter einzulassen. Der zweite Grund ist noch wichtiger: Dem Schiedsspruch zufolge sind die
fünf Bilder nicht rechtmäßiges Eigentum der Republik. Wer etwas hat, das
ihm nicht zusteht, soll es zurückgeben - egal ob es 2,5 oder 250 Millionen
Euro wert ist. Der Entschluss dazu soll freimütig und tatsächlich
umgesetzt und nicht durch Vorkaufsrechte, Verhandlungsoptionen oder
irgendwelche Vorrechte verwässert werden. |