VN Sa, 26.7.2003

Politik
Lokal
Sport
Markt
Kultur
Welt

Chronik
Leserbriefe
TV
Motor
Gesundheit
Immobilien
Karriere
Reise
Feuilleton
Bücher
Wissen u.Technik
VN-Heimat

Anzeigen
eVN.vol.at






Kultur 

Eine Messe, die bleiben soll

VON WALTER FINK

Eine Messe hat mit Wirtschaft, hat mit Umsatz und Gewinn zu tun. Auch wenn sie eine Kunstmesse ist. Damit unterliegt auch eine solche Messe naturgemäß wirtschaftlichen Kriterien. Anders gesagt: Wenn diese Seite nicht entspricht, wenn also nicht ausreichend Aussteller Interesse zeigen, dann wird es um diese Messe schlecht bestellt sein. Das mußten in jüngerer Zeit auch große, eingeführte Kunstpräsentationen zur Kenntnis nehmen. Um wie viel schwerer hat es da eine neue, kleine Pflanze, die in den internationalen Kunstmarkt tritt, noch dazu, wenn sie von einer Gesellschaft veranstaltet wird, die sich bisher nahezu ausschließlich im üblichen Geschäft bewegt hat. Die Rede ist von der derzeit laufenden "art bodensee".

Bereits zum dritten Mal findet diese mit fünfzig beteiligten Galerien eher kleine Schau in der sonst messefreien Sommerzeit in Dornbirn statt. Und doch hat sie sich in dieser kurzen Zeit ein offensichtlich interessiertes Publikum geschaffen, wie die Eröffnung am Donnerstag Abend gezeigt hat. Die Hallen im Messegelände wurden geradezu gestürmt. Und die Galeristen zeigten sich trotz allgemein angespannter wirtschaftlicher Lage einigermaßen optimistisch, ihre Kunst auch an den Mann zu bringen. Die Rechnung könnte aufgehen, wird doch tatsächlich Kunst für viele angeboten, was die künstlerische Bandbreite betrifft einerseits, was die Preise anbelangt andererseits. Es hat sich wohl auch bewährt, eine Jury einzusetzen, die das, was gezeigt werden soll, auch einer kritischen Prüfung unterzieht. Damit bewahrt man sich davor, zu einem Jahrmarkt zu werden, ein gewisses Niveau wird eingehalten. Nicht zuletzt ermöglicht die Beschränkung der Aussteller, daß die Besucher in der Lage sind, tatsächlich die ganz Messe zu sehen, sich dort zu vertiefen, wo die eigenen Interessen liegen. Geboten wird viel, für angehende Sammler mit dem "Edition Corner" eine Einstiegsmöglichkeit in eine der schönsten Sachen der Welt, nämlich die Beschäftigung mit Kunst auch in den eigenen vier Wänden, für Kenner der Szene auch Arbeiten bekannter Künstler in der gehobenen Preisklasse.

Die "art bodensee" ist also eine erfreuliche Bereicherung im Vorarlberger Kunstkalender. Durch die Beteiligung von Galerien aus dem näheren Ausland gibt sie auch einen Überblick über das, was in unseren benachbarten Regionen geschieht. Sie hat also, um es einfach zu sagen, nicht nur wirtschaftlichen, sie hat auch kulturellen Stellenwert. Unter solchen Voraussetzungen ist es richtig, daß für diese Präsentation Zuschüsse gegeben werden. Das Land stellte sich vor zwei Jahren mit einer - vor allem auf die Sonderausstellungen bezogenen - Unterstützung ein, heuer kommt vom Land kein Beitrag, für das nächste Jahr soll wieder gesprochen werden. Die Stadt Dornbirn ist natürlich auch beteiligt, wobei es sich nicht um atemberaubende Summen handelt. Wesentlich aber ist auch, daß die Verantwortlichen bei der Messegesellschaft erkennen, daß hier ein Wirtschaftsunternehmen einen Beitrag zur Kultur leistet. Man könnte es auch anders formulieren: Über das ganze Jahr gesehen ist die Messegesellschaft ein solides Unternehmen, die "art bodensee" aber bedarf als einzelne Veranstaltung - zumindest in ihren Anfängen - des Zuschusses. Nach Gesprächen in den letzten Tagen darf man annehmen, daß das bei der Dornbirner Messe auch so gesehen wird, daß man erkennt, wie erstaunlich schnell sich die "art bodensee" in unserer Region etablieren konnte. Es wäre wahrscheinlich auch wirtschaftlich unklug, gut geratenen Boden, den man gerade gepflügt hat, nicht weiter mit Saat zu bestücken. Gleiches gilt für die nicht wirtschaftliche, für die kulturelle Seite. Vorarlberg ist nicht gerade überfüllt mit Galerien, die diesen Namen auch verdienen. So kann die "art bodensee" eine Lücke in der Information auf einer bestimmten Ebene schließen. Sie bietet, auch für Künstlerinnen und Künstler aus Vorarlberg, eine Möglichkeit, sich einem sonst nicht erreichbaren Publikum vorzustellen. Diese Messe sollte also bleiben.

* * *

Die Meinung des Gastkommentators muss nicht mit jener der Redaktion übereinstimmen. Auf Wunsch des Autors erscheint sie in der alten Rechtschreibung.




Kultur 

Zum Seitenbeginn