VON WALTER FINK
Eine Messe hat mit Wirtschaft, hat mit Umsatz und Gewinn zu tun.
Auch wenn sie eine Kunstmesse ist. Damit unterliegt auch eine solche
Messe naturgemäß wirtschaftlichen Kriterien. Anders gesagt: Wenn
diese Seite nicht entspricht, wenn also nicht ausreichend Aussteller
Interesse zeigen, dann wird es um diese Messe schlecht bestellt
sein. Das mußten in jüngerer Zeit auch große, eingeführte
Kunstpräsentationen zur Kenntnis nehmen. Um wie viel schwerer hat es
da eine neue, kleine Pflanze, die in den internationalen Kunstmarkt
tritt, noch dazu, wenn sie von einer Gesellschaft veranstaltet wird,
die sich bisher nahezu ausschließlich im üblichen Geschäft bewegt
hat. Die Rede ist von der derzeit laufenden "art bodensee".
Bereits zum dritten Mal findet diese mit fünfzig beteiligten
Galerien eher kleine Schau in der sonst messefreien Sommerzeit in
Dornbirn statt. Und doch hat sie sich in dieser kurzen Zeit ein
offensichtlich interessiertes Publikum geschaffen, wie die Eröffnung
am Donnerstag Abend gezeigt hat. Die Hallen im Messegelände wurden
geradezu gestürmt. Und die Galeristen zeigten sich trotz allgemein
angespannter wirtschaftlicher Lage einigermaßen optimistisch, ihre
Kunst auch an den Mann zu bringen. Die Rechnung könnte aufgehen,
wird doch tatsächlich Kunst für viele angeboten, was die
künstlerische Bandbreite betrifft einerseits, was die Preise
anbelangt andererseits. Es hat sich wohl auch bewährt, eine Jury
einzusetzen, die das, was gezeigt werden soll, auch einer kritischen
Prüfung unterzieht. Damit bewahrt man sich davor, zu einem Jahrmarkt
zu werden, ein gewisses Niveau wird eingehalten. Nicht zuletzt
ermöglicht die Beschränkung der Aussteller, daß die Besucher in der
Lage sind, tatsächlich die ganz Messe zu sehen, sich dort zu
vertiefen, wo die eigenen Interessen liegen. Geboten wird viel, für
angehende Sammler mit dem "Edition Corner" eine Einstiegsmöglichkeit
in eine der schönsten Sachen der Welt, nämlich die Beschäftigung mit
Kunst auch in den eigenen vier Wänden, für Kenner der Szene auch
Arbeiten bekannter Künstler in der gehobenen Preisklasse.
Die "art bodensee" ist also eine erfreuliche Bereicherung im
Vorarlberger Kunstkalender. Durch die Beteiligung von Galerien aus
dem näheren Ausland gibt sie auch einen Überblick über das, was in
unseren benachbarten Regionen geschieht. Sie hat also, um es einfach
zu sagen, nicht nur wirtschaftlichen, sie hat auch kulturellen
Stellenwert. Unter solchen Voraussetzungen ist es richtig, daß für
diese Präsentation Zuschüsse gegeben werden. Das Land stellte sich
vor zwei Jahren mit einer - vor allem auf die Sonderausstellungen
bezogenen - Unterstützung ein, heuer kommt vom Land kein Beitrag,
für das nächste Jahr soll wieder gesprochen werden. Die Stadt
Dornbirn ist natürlich auch beteiligt, wobei es sich nicht um
atemberaubende Summen handelt. Wesentlich aber ist auch, daß die
Verantwortlichen bei der Messegesellschaft erkennen, daß hier ein
Wirtschaftsunternehmen einen Beitrag zur Kultur leistet. Man könnte
es auch anders formulieren: Über das ganze Jahr gesehen ist die
Messegesellschaft ein solides Unternehmen, die "art bodensee" aber
bedarf als einzelne Veranstaltung - zumindest in ihren Anfängen -
des Zuschusses. Nach Gesprächen in den letzten Tagen darf man
annehmen, daß das bei der Dornbirner Messe auch so gesehen wird, daß
man erkennt, wie erstaunlich schnell sich die "art bodensee" in
unserer Region etablieren konnte. Es wäre wahrscheinlich auch
wirtschaftlich unklug, gut geratenen Boden, den man gerade gepflügt
hat, nicht weiter mit Saat zu bestücken. Gleiches gilt für die nicht
wirtschaftliche, für die kulturelle Seite. Vorarlberg ist nicht
gerade überfüllt mit Galerien, die diesen Namen auch verdienen. So
kann die "art bodensee" eine Lücke in der Information auf einer
bestimmten Ebene schließen. Sie bietet, auch für Künstlerinnen und
Künstler aus Vorarlberg, eine Möglichkeit, sich einem sonst nicht
erreichbaren Publikum vorzustellen. Diese Messe sollte also bleiben.
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Die Meinung des Gastkommentators muss nicht mit jener der
Redaktion übereinstimmen. Auf Wunsch des Autors erscheint sie in der
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