Salzburger Nachrichten am 3. Mai 2006 - Bereich: Kultur
Urteil zum Schrei

Bis zu acht Jahre Haft für Hintermänner

Oslo (SN, dpa). Mehr als eineinhalb Jahre nach dem Raub des Meisterwerks "Der Schrei" von Edvard Munch (1863-1944) aus einem Osloer Museum wurden am Dienstag drei Männer zu Haftstrafen von vier bis acht Jahren verurteilt. Ein Gericht in der norwegischen Hauptstadt befand sie für schuldig, an dem spektakulären Raub der Gemälde "Der Schrei" und "Madonna" beteiligt gewesen zu sein. Zwei der Verurteilten sollen "binnen zwei Wochen" Schadenersatz in Höhe von umgerechnet 98 Millionen Euro zahlen. Drei weitere Angeklagte wurden freigesprochen.

Allerdings: Die beiden Männer, die als eigentliche Räuber verdächtigt waren, sind nicht verurteilt. Ein von der Kriminalpolizei als unmittelbarer Täter Verdächtigter wurde vom Gericht freigesprochen. Die Identität des zweiten Mannes ist ungeklärt. Alle anderen Angeklagten waren als Hintermänner oder für Hilfsdienste vor Gericht gestanden.

Die geraubten Kunstwerke sind verschollen. Bei dem im Februar eröffneten Prozess gegen die sechs Männer blieb der von Fahndern sowie Kunstfreunden erhoffte Tipp zur Entdeckung der Werke aus.

Der Ankläger hatte Haftstrafen zwischen acht und elf Jahren verlangt. Zu acht Jahren Haft verurteilte das Gericht den mutmaßlichen Fahrer des Fluchtwagens, Petter Tharaldsen. Der Drahtzieher des Kunstraubs, Björn Hön, erhielt sieben Jahre. Ihr Komplize Petter Rosenvinge muss für vier Jahre hinter Gitter. Er hatte das Fluchtauto besorgt. Tharaldsen und Hön sollen darüber hinaus die Millionenentschädigung an die Stadt Oslo als Besitzerin der beiden Gemälde zahlen.

Im August 2004 waren zwei bewaffnete und maskierte Täter am helllichten Tag in das Munch-Museum gestürmt, hatten "Der Schrei" und "Madonna" von der Wand gerissen und waren in einem bereitstehenden Wagen geflohen. Munch zählt zu den bedeutendsten Künstlern Norwegens; seine Werke gelten als Vorläufer der expressionistischen Malerei. Von den beiden Gemälden hat er mehrere Versionen angefertigt. Auf die Wiederbeschaffung der in Oslo geraubten Bilder ist eine Belohnung von umgerechnet 250.000 Euro ausgesetzt.