VN: Seit den 80
ern stellen Sie Negativabgüsse Ihrer Umwelt her. Was fasziniert Sie
an dem Verfahren?
Whiteread: Es sind für mich die unendlichen Möglichkeiten mit
einem Material zu arbeiten, das sich von seinem flüssigen Zustand
über das Gießen in eine Form in etwas ganz Anderes verwandelt.
VN: Die Ausstellung heißt "Walls, Doors, Floors and Stairs". Sind
es wirklich nur Wände, Türen, Böden und Treppen?
Whiteread Der Titel ist für mich eine Möglichkeit auf das Gebäude
und gleichzeitig die Skulptur darin zu verweisen. Und es sind
tatsächlich einfach nur Wände, Türen, Böden und Treppen.
VN: Muss der Besucher nicht wissen, dass er beispielsweise vor
dem Abguss von George Orwells Büro steht?
Whiteread: Ich würde die Arbeit nie "George Orwells Büro" nennen.
Ich denke, es ist nicht nötig für den Betrachter und ich möchte ihm
das auch nicht diktieren. Aber die Räume haben etwas Eigenes an
sich, sie könnten auch vor 2000 Jahren entstanden sein.
VN: Wie wählen Sie Ihre Objekte aus?
Whiteread: Sehr sorgfältig. Das ist Ausdruck meiner
bildhauerischen Sprache. Die Dinge entwickeln sich laufend, wenn
auch langsam. Insbesondere wenn ich an großen Werken arbeite.
VN: Wie verhalten sich (Um)Raum und Werk zueinander?
Whiteread: Das verändert sich mit dem Ort. Hier im Kunsthaus
kommen mir besonders die Ruhe und die Farben entgegen, aber auch das
wechselnde Licht am Tag - das spielt alles sehr schön mit meinen
Arbeiten zusammen und ich bin glücklich, hier ausstellen zu können.