Das Geschäft mit der Kunst...

In der griechischen Mythologie war der Parnass Sitz der Musen - kein schlechter Titel für eine Kunstzeitschrift.
Von Kristina Pfoser.


...läuft schlecht, aber es läuft. Bei der Zeitschrift "Parnass" seit immerhin 20 Jahren - allen Unkenrufen zum Trotz. Als einziges österreichisches Medium informiert "Parnass" über die wichtigsten aktuellen Kunstereignisse im In- und Ausland, über den Kunstmarkt, Auktionen, Kunst- und Antiquitätenmessen. Begonnen hat alles in Linz, in der Druckerei des Vaters von Charlotte Kreuzmayr, wo sie nach der Absolvierung der Grafischen Lehr- und Versuchsanstalt arbeitete und beschlossen hatte, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen.

Charlotte Kreuzmayr
Charlotte Kreuzmayr

Eine gesamt-
österreichische Kunstzeitschrift sollte es sein. Ein vergleichbares Produkt gab es damals noch nicht und "mit einer Druckerei im Hintergrund kann das nicht so schwer sein", dachte sich Charlotte Kreuzmayr.

Against all odds

Nach einjähriger Vorbereitungszeit ist im Herbst 1981 das erste Parnass-Heft erschienen, und es wurde allen Skeptikern zum Trotz auch gleich ganz prominent präsentiert - in der Grafischen Sammlung der Albertina. Aber selbst Hans Weigl, der damals die Laudatio hielt, hat der Neuerscheinung nicht mehr als fünf Jahre gegeben.

Bereits die erste Nummer leuchtete ein breites Themenspektrum aus. Von der "Kunstzeitschrift des Jugendstils" über "Das Kabarett Fledermaus" und die Glasbläser-Familie Lobmeyr bis hin zum fotografischen Werk Herbert Beyers oder einem Porträt des Komponisten Otto M. Zykan. Charlotte Kreuzmayr wollte sich nicht auf ein Gebiet spezialisieren, sondern einen Querschnitt durch Musik, Architektur und bildende Kunst anbieten. Anfangs spielte zeitgenössische Kunst keine große Rolle. "Parnass hat sich mit mir entwickelt", sagt Charlotte Kreuzmayr. Seit 1985 ist die bildende Kunst massiver vertreten und nimmt mittlerweile etwa ein Drittel des Umfangs ein.

Galeristen als Autoren

Der zeitgenössischen Kunst widmet die Zeitschrift Parnass jetzt auch eine eigene Serie, die der Wiener Galerist Georg Kargl betreut. In jedem Heft wird ein Künstler porträtiert, wobei sich die Präsentation nicht in einer simplen Biografie erschöpft. Wer sammelt den Künstler, wo sind seine Werke vertreten oder wie ist seine Entwicklung, sind Themen, die Kargl akribisch und kompetent abhandelt.

Ausgabe 1/1999
Ausgabe 1/1999

Zuvor schon gab es im Panass die Reihe "Österreichische Maler des 19. und 20. Jahrhunderts", die der Wiener Kunsthändler Herbert Giese betreute. Ihn hat Charlotte Kreuzmayr nach einem Gespräch als Autor entdeckt und gewonnen. "Wer so impulsiv und lustig ist, muss doch schreiben können", sagte sich Kreuzmayr.

Gesagt, getan. Das war 1990. Damals ist Charlotte Kreuzmayr mitsamt ihrer Zeitschrift von Linz nach Wien übersiedelt. Zehn Jahre lang hat der Vater das Zeitschriften-Projekt seiner Tochter finanziert, nach seiner Pensionierung und dem Verkauf der Druckerei machte sich Charlotte Kreuzmayr selbstständig. "Finanzieller Tiefpunkt. Ich dachte ans Aufhören" - erinnert sich sie im Editorial der Jubiläumsnummer 10 Jahre später. "Status quo ist, dass wir die Nase immer über Wasser haben, aber auch nicht mehr", so Kreuzmayr.

Sondernummern und neue Projekte

Ausgabe 1/2000
Ausgabe 1/2000

Derzeit hält Parnass bei 3.600 Abonnenten und der beachtlichen Auflage von 6 bis 7.000 Exemplaren. Vier Hefte und ein Sonderheft erscheinen jährlich, dazu kommt noch 1x im Jahr ein Sonderheft, das sich speziell mit einem Thema auseinandersetzt. Das erste Heft dieser Art war Venedig gewidmet. Es gab Hefte über den Künstlerkreis um Adolf Loos, das wilde Biedermeier, oder die Sammler Essl oder Leopold.

Den "Wegbereitern der österreichischen Kunst" ist das jüngste Heft gewidmet, mit dem Charlotte Kreuzmayr die Serie der Sonderhefte abschließen will. Derzeit arbeitet sie an einem neuen Konzept für Parnass, das 2002 umgesetzt werden soll.

Die Zukunft ihrer Zeitschrift sieht sie in der Expansion in den europäischen, zumindest in den deutschsprachigen Raum. "Hier hilft uns der neue Internetauftritt sehr. Da erwarte ich mir viele neue Abonnenten und Inserenten", zeigt sich Charlotte Kreuzmayr optimistisch.

Link: Parnass

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