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Auf die Mozart-Stadt maßgeschneidert scheint das Konzept von „Sound
Systems“: die Sommerausstellung des Kunstvereins geht der Funktion von
Musik als gestalterisches Element in der zeitgenössischen bildenden Kunst
nach. Die Beschäftigung mit klassischer Musik von Mozart, Beethoven,
Wagner wird hier ebenso untersucht wie die symbolisch aufgeladene Funktion
heutiger „Soundsystems“, wie sie bei Rave-Partys, DJ-Lines, Rock- und
Popevents zum Einsatz kommen. Da experimentiert etwa Henrik Hakansson mit
Möglichkeiten der Kommunikation von Menschen mit anderen Lebewesen. Rodney
Graham wirbelt mit seinem nach einer Humperdinckschen Vorgabe
entwickelten, schier endlos wirkenden Loop „Parsifal (1882 ca. 17 Uhr bis
38 969 364 735 ca. 19.30 Uhr)“ jegliche interpretatorische Praxis
durcheinander. Oder Mark Leckey: mit seinen Skulpturen aus Boxen,
Verstärkern und Plattenspielern fokussiert er die britische Jugendkultur.
Klassisch hält hier das Rupertinum mit Art Brut dagegen und begibt sich
mit einer umfassenden Jean Dubuffet-Personale auf die „Spur eines
Abenteuers“. 120 Werke geben guten Einblick in das vielfältige Schaffen
dieses großen Schwierigen und Wegbereiters des 20. Jahrhunderts.
Historisch markantestes Ereignis dieses Kunstsommers ist das 50jährige
Jubiläum der „Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst“. Von der
aktiven Seite betrachtet böte sich ja die Teilnahme an einem der Kurse an:
Malerei etwa kann heuer bei Hermann Nitsch studiert werden, die Kunst der
Installation lässt sich bei internationalen Stars wie Ilya & Emilia
Kabakov oder dem Belgier Guillaume Bijl erlernen, Fotografie bei der
großen Katharina Sieverding. Wer sich nicht angemeldet hat, kann dennoch
am hochkarätigen Angebot partizipieren und eine (oder mehrere)
Veranstaltungen besuchen: zum Beispiel Hermann Nitschs Orgelkonzert
(heute, 20 Uhr, in der Galerie Esplanade in Bad Ischl), Künstlergespräche
oder die Vorträge über Oskar Kokoschka, den Maler, Lehrer und Begründer
der Sommerakademie. Eine schöne Dokumentarausstellung zur Person „OK“ und
seiner „Schule des Sehens“ anlässlich „50 Jahre Internationale
Sommerakademie“ zeigt übrigens die Residenzgalerie, wie denn auch viele
der diesjährigen Meisterlehrer an den verschiedensten Orten der Stadt mit
Ausstellungen präsent sind – zum Beispiel Steina & Woody Vasulka,
Video- und Medienkünstlerpaar der ersten Stunde, in der Galerie 5020.
Apropos: Auch die Galerien warten mit Hochkarätigem auf. Der Fotohof
mit einer Personale von Monika Wiechowska, Shoot-ingstar der
internationalen Fotoszene. Alt-nöder mit Raritäten aus dem frühen Schaffen
Bruno Gironcolis. Ropac mit Bestsellern wie Warhol und Kiefer. Ein schon
Tradition gewordener Schwerpunkt des Festpielsommers fällt heuer
allerdings recht schlank aus: das Salzburg-Gastspiel der Wiener
Innenstadtgalerien zeitgenössischer Kunst. Da hält diesmal einzig Heike
Curtze die Stellung – mit einem umfassenden Programmquerschnitt von
Armando bis Carol Venezia.
© Die Presse | Wien
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