Ein vielseitiger Einzelgänger
CLEMENS PANAGL Salzburg (SN). Ein Freund von Pablo Picasso ist Wilhelm Thöny nie geworden. Das liegt, nach Ansicht seiner Biografen, am einzelgängerischen Wesen des Grazer Malers (1888–1949). Nach ersten Lebensstationen in Graz und München lebte Thöny zu Beginn der 1930er-Jahre in Paris. Anschluss an die dortigen Künstlerkreise suchte oder fand er nicht. Von seinen Besuchen im Café de Flor zeugt aber etwa ein Tusche-Porträt, das er aus der Distanz von dem bereits anerkannten Kollegen Picasso anfertigte. Die Zeichnung aus Thönys Skizzenbuch, entstanden 1935, ist eines von rund 50 Werken einer Ausstellung im Salzburger Rupertinum, die seit Samstag geöffnet ist.
Wilhelm Thöny ist kein Künstler, der als stilbildend in die Kunstgeschichte hätte eingehen können. Zu verschieden sind die Einflüsse, die er in seinen Werken verarbeitete. „Thöny lässt sich nicht schubladisieren“, sagte Museumsdirektor Toni Stooss bei der Presseführung. Eine andere Erklärung für Thönys im Vergleich zu Zeitgenossen wie Kokoschka oder Schiele gering gebliebenen Bekanntheitsgrad: Ein Großteil seines Oeuvres ging für die Nachwelt verloren. In New York, seiner letzten Lebensstation, verbrannten 1948 rund 1000 Werke in einem Lager. Das Museum der Moderne besitzt mit 300 Illustrationen, Ölbildern und Drucken derzeit eine der größten Thöny- Sammlungen. Die Ausstellung aus den Hausbeständen (Kurator: Felix Prinz) spiegelt das heterogene Schaffen des Künstlers. Die Illustrationen zu einem „Buch der Träume“ zeigen surrealistische Monsterwesen. Aquarelle aus der Pariser Zeit spiegeln impressionistische Einflüsse. Und in seinem Skizzenbuch gab der Emigrant Kommentare zur politischen Lage ab. Die Skizze „Sommermode 1938“ zeigt schick gekleidete Pariser. Im Gesicht tragen sie Gasmasken. Und über ihnen kreisen Kampfbomber.