Diagonale 08 eröffnet: Birgit Flos plädiert für mehr Mittel für Film
"Geld alleine ist nichts, ist ohne Absicht und Deutung, ist in seiner
Absicht weder gut noch schlecht," sagte die Intendantin.
Artikeltext: Einmal mehr nützte die scheidende Intendantin des
österreichischen Filmfestivals Diagonale, Birgit Flos, ihre
Eröffnungsrede zur Forderung nach mehr Mitteln für den österreichischen
Film. Beflügelt vom Oscar für Stefan Ruzowitzkys Streifen "Die
Fälscher", dessen Hauptdarsteller Karl Markovics am Dienstagabend den
Großen Schauspielpreis der Diagonale erhielt, meinte sie bei der
gestrigen Eröffnung in der Grazer Helmut-List-Halle: "Es muss natürlich
mehr Geld für die Diagonale und für die Filmschaffenden geben". Erst
vergangenes Jahr hatte Flos "mehr Mittel und interessantere
Fördermodelle" von der Politik gefordert.
"Ich werde heute Abend von Geld sprechen und dabei aber das Kernthema
'Liebe, Arbeit, Kino' nicht vergessen", sagte Flos bei ihrer letzten
Eröffnungsrede als Intendantin, bevor Barbara Pichler ihre Nachfolge
antritt. Die Mittel müssten gezielt eingesetzt werden, sie wolle diese
Worte als "little reminder", als Besinnung verstehen. Es müsse Sorge
getragen werden, dass nicht alles daran ausgerichtet werde, dass aus
Geld wiederum nur Geld werde. "Geld alleine ist nichts, ist ohne
Absicht und Deutung, ist in seiner Absicht weder gut noch schlecht", so
Flos. Geld sei wie Wasser, erst durch seine gezielte Verwendung werde
es "intelligent und produktiv."
Für Lacher im Publikum sorgte der Preis für Karl Markovics, eine von
Erwin Wurm gestaltete Skulptur einer Hand, die den Stinkefinger zeigt:
"Das ist an Symbolkraft kaum zu überbieten", so Flos offenbar in
Anspielung auf die bisherige Behandlung des österreichischen Films
durch die öffentliche Hand. Die mit dem Spezialpreis ausgezeichnete
Schauspielerin Ursula Strauss brachte es in ihrer Dankesrede
augenzwinkernd auf den Punkt: "Es lebe der österreichische Film, und
jetzt her mit dem Geld".
Die elfte Diagonale in Graz beschäftigt sich heuer unter dem Titel
"Zustandswechsel" auch vermehrt mit dem eigenen Standort, Filmen aus
und über die steirische Landeshauptstadt. Insgesamt stehen 319 Filme am
Programm, darunter 79 österreichische Erstaufführungen, die in fünf
Grazer Kinos gezeigt werden. Der Mix besteht wie üblich aus
Spielfilmen, Dokumentarfilmen, Kurz- und Experimentalfilmen. Zu Gast
sind u.a. auch die Festivals von Sarajevo und Winterthur. Eröffnet
wurde das Festival in der Helmut-List-Halle mit der Doku "back to
africa" von Othmar Schmiderer.<
Quelle: APA