Haben Biennalen und ihre steigende Zahl
einen Sinn? Die Meinungen sind divergierend. Der holländische
Museumschef Charles Esche vermutet, dass derartige
Großausstellungen eine immer wichtigere Rolle in der
Verbreitung zeitgenössischer Kunst spielen. Am kommenden
Montag referiert Esche im Linzer "O.K Centrum für
Gegenwartskunst" darüber am Beispiel der Biennale von Istanbul
(20 Uhr).
Sightseeing in Bukarest
Der
Vortrag ist in die bis 9. April laufende Ausstellung "biennale
cuvée" im O.K eingebettet, aus der auch die Videoinstallation
"Sample City" des Rumänen Calin Dan (*1955)
stammt.
Durch vier raumhohe Projektionsflächen steht
der Betrachter im Zentrum des Geschehens. Calin Dan hat eine
Sightseeing-Tour durch Bukarest gestaltet, bei der man mit den
Blicken einem Mann folgt, der eine Tür auf den Rücken
geschnallt hat.
Diese Figur stellt einen "Pacala" dar,
einen Schildbürger aus der rumänischen Volksliteratur. Der
Pacala fungiert als Bewohner der Stadt und Fremdenführer. Und
logischer Weise kommt man mit ihm nicht nur zu
Postkartenidyllen, sondern auch an Orte, die man vor Touristen
gerne verbirgt.
Es ist eine emotionale Perspektive auf
eine Stadt, die den "realen Sozialismus" und eine Jahrzehnte
lange Diktatur noch immer spüren lässt. Eine Metropole, deren
Situation "zwischen europäischer Identität und jüdischer
Diaspora, Zigeunerfolklore und stalinistischer Ästhetik"
angesiedelt ist, lässt Dan bildreich wissen.
Bukarest
im Umbruch, musikalisch passend illustriert mit traditioneller
Volksmusik und HipHop.
Info: Di-Do, 16-22, Fr, 16-24,
Sa/So, 10-18 Uhr; Führung: Di-Fr, 19, Sa/So, 15 Uhr.
www.ok-centrum.at
vom 24.03.2006 |