Salzburger Nachrichten am 16. November 2005 - Bereich: Kultur
"Bleibe meiner Programmatik treu" Linzer Lentos-Chefin
Stella Rollig sieht Museum der Moderne außerhalb von Angebot und Nachfrage
BERTHOLD SCHMIDLINZ (SN). "In meinem Konzept habe ich klare Linien
vorgeschlagen, die als zukunfts- und tragfähig befunden worden sind. Aber
wenn sie fünf Personen befragen, was ein Museum der Moderne bieten muss,
werden sie fünf verschiedene Antworten erhalten", sagte Montagabend die
umstrittene Lentos-Direktorin Stella Rollig den SN. Schwindende Besucherzahlen sowie als nicht attraktiv empfundene
Ausstellungen hatten - die SN berichteten - heftige Diskussionen über die
Qualitäten von Stella Rollig ausgelöst und auch Agnes Husslein als
mögliche Nachfolgerin ins Gespräch gebracht. Während die Linzer Stadtpolitiker von der Lentos-Direktorin für die
Zukunft unmissverständlich eine Belebung des Museums fordern, die sich
auch in der Wirtschaftlichkeit ablesen lässt, dämpfte Rollig allzu hohe
Erwartungen: "Auch wenn in Linz eine Ausstellung von Gerhard Richter,
einem der erfolgreichsten Künstler der Gegenwart in Deutschland, zu sehen
wäre, würde das Lentos nicht gestürmt werden. Ich habe geglaubt, dass sich
Linz seinem Image nach neugierig, risikofreudig und aufgeschlossen zeigt.
Jetzt bedauere ich, dass wir viele nicht erreichen. Auch nicht die vielen
Studierenden in der Stadt", klagte Stella Rollig. Das Lentos sollte aber nicht nach kommerziellen Überlegungen bewertet
werden, sondern vielmehr als Ort der Auseinandersetzung gelten, an dem
zeitgenössische Kunst die Gegenwart befragt, lautet das Credo von Stella
Rollig. Nach der teils heftigen Kritik an ihrer Führung würden nun
Erlebnispakete für Besucher, inklusive einer "Spielzone" angeboten. "Wir
werden versuchen, die Aufenthaltsqualität zu verbessern", kündigte Rollig
an. Im Ausstellungsprogramm für 2006 werde das Lentos weiter einer klar
positionierten Programmatik folgen: In der ersten Jahreshälfte werde mit
Gottfried Helnwein einer der international meist diskutierten Künstler
österreichischer Herkunft in einer großen Schau vorgestellt. Weiters sei
eine umfassende Ausstellung der österreichischen Malerin, Video- und
Projektkünstlerin Johanna Kandl geplant. Ebenso im Programm: Vanessa Jane
Phaff sowie eine Filmproduktion von Edgar Arceneaux und Charles Gaines.
Die internationale Tournee-Ausstellung "Museum im 21. Jahrhundert: Ideen,
Projekte, Bauten" werde sich - in Österreich exklusiv im Lentos - den
zeitgenössischen Architekturstars widmen. Zu Jahresbeginn will das Lentos zudem mit einer unkonventionellen
Gegenüberstellung überraschen: Meisterwerke der Abstraktion von Joseph
Beuys bis Sol Lewitt aus der Lentos-Sammlung werden wertvollen
anatolischen Kelims gegenüber gestellt. |