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29.04.2004 - Kultur&Medien / Ausstellung
Kunstraum

GEORG KARGL: ALLE STÜCKE
 
Waren es anfangs Performances, Collagen und Malerei, die voyeuristische Klischees ebenso bedienten wie das Begehren der Kritik und des Marktes, so fordert Elke Krystufek heute Aufmerksamkeit ein, indem sie große Aufgaben sicher bewältigt. Beeindruckend, wie sie die großflächigen Ebenen der Galerie mit einer Inszenierung versieht, die buchstäblich alle Stücke spielt. Zwischen großformatige Gemälde eines achtteiligen Zyklus, in dem sich Krystufek von der Selbstdarstellung entfernt und einen Dialog mit der Kunstgeschichte anzettelt, stellt sie frech einige selbst tapezierte, manieriert bemalte Stühle, die Kolleginnen gewidmet sind. Flirrendes Finale: eine monumentale Installation aus einer Reihe schmaler Selbstbildnisse, einem Wald selbst entworfener Kleider und einer Umkleidekabine samt Video, die die Eröffnungsperformance - Thematik: Design und Nacktheit - dokumentiert. Krystufeks Marktwert spiegelt sich in den Preisen: zwischen 1600 und 30.000 € (Wien 4, Schleifmühlg. 5; bis 15. Mai).

KROBATH WIMMER: DRAHTBRÜDER

Drahtige Gebilde, die sich durch den Raum winden, ihn in Form von Lastwagen, Müll, Stuhl, Kassettenrekorder einfangen, um sich letztlich, Schatten werfend, vor dem Weiß der Wand aufzubauen: Sind sie Skulpturen - oder Zeichnungen, die die dritte Dimension nicht aufgeben wollen? Fritz Panzer lässt das offen: Das Spiel mit der Illusion und Verquickung von Realitätsebenen ist eine der Triebfedern seiner Arbeit. So handeln auch die ergänzend aufgehängten Großformatzeichnungen (ab 4000) nicht nur von Räumen - Werkstatt, Atelierhof -, sondern scheinen in ihrem geschickten Illusionismus geradezu ins Räumliche zu kippen - womit sie ihren Drahtbrüdern (6000-35.000 €) an Radikalität und Witz doch nachstehen (Wien 1, Eschenbachgasse 9; bis 15. Mai).

CHRISTINE KÖNIG: SEITE AN SEITE

Fotos von verletzten Bäumen, die in ihrer handkolorierten Farbigkeit befremdlich anmuten. Eine Installation aus Fäden: Von der Decke zum Boden gespannt formieren sie den Schriftzug "Side by side". Ein Video-Blow-Up, das Unsicherheit provoziert, indem es nichts zeigt als eine Frau und ein Kind, die sich, Sequenz um Sequenz, in Rückenansicht von der Kamera fortbewegen. Und als unvermuteter Abschluss eine Flut von Aquarellen, die wässrig gemalt und in einfachster Abstraktion Farbverläufe, Gitter, Pflanzenstrukturen zeigen. Mit dieser Ausstellung belegt Anne Schneider einmal mehr, dass sie eine der sensibelsten Künstlerinnen der jüngeren Generation ist. Bei Preisen zwischen 800 und 2180 Euro sollte man als Sammler unbedingt zugreifen, für schmale Börsen wird überdies eine Edition um 100 Euro angeboten (Wien 4, Schleifmühlgasse 5; bis 15. Mai).

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