Vorbereitungen für Manifesta

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Während die etablierte documenta Kunstinteressierte nach Kassel lockt, buhlt auch Frankfurt um die Aufmerksamkeit der Kunstfreunde. Manifesta heißt die Veranstaltung, die sich als Forum für den Nachwuchs versteht. Die "europäische Biennale für zeitgenössische Kunst" findet seit 1996 alle zwei Jahre in einem anderen Land statt. Nach Rotterdam, Luxemburg und Lubljana startet die vierte Manifesta am 25. Mai in Frankfurt. Es ist "die einzige regelmäßig stattfindende Kunstveranstaltung, die durch ganz Europa tourt und alle zwei Jahre von vorn anfängt", wie Kuratorin Iara Boubnova sagt.

Im Gegensatz zur documenta (8. Juni bis 15. September) listet die seitenlange Teilnehmerliste der Manifesta nur wenige Namen auf, die außerhalb der Kunstszene bekannt sind. 70 bis 80 Teilnehmer aus rund 30 Ländern haben die drei Kuratorinnen an den Main eingeladen. 1000 Künstler haben die drei jungen Damen aus Sofia, Madrid und Paris in den vergangenen neun Monaten bei ihren Reisen quer durch den Kontinent besucht. Ihre "Rechercheprotokolle", 700 Dossiers über junge Künstler, werden als Teil der Ausstellung für Besucher zugänglich sein.

Bis 25. August will die Manifesta "Spuren legen, Wege bahnen durch die Stadt". Ausstellungen, Installationen, Performances, Videos, Diskussionsrunden und Workshops finden an verschiedenen Orten statt. Nicht nur im Kunstverein, in der Städelschule oder im Portikus, sondern auch im öffentlichen Raum. In U-Bahn-Stationen beispielsweise sollen Videos laufen, wo sonst Werbefilmchen und Wetterberichte flimmern. "So viel Kunst vor der Haustür war noch nie", sagt Generalkoordinator Martin Fritz. Auch TV-Stationen und Radiosender wollen Sendezeit für Projekte zur Verfügung stellen.

Hauptspielort der Manifesta ist der "Frankensteiner Hof" in Alt- Sachsenhausen, ein leer stehendes Gebäude, in dem einst das Stadtentwässerungsamt untergebracht war. 20 Projekte sind dort geplant. Insgesamt steht für die Manifesta ein Budget von 2,1 Millionen Euro zur Verfügung. Wie viele Besucher kommen, steht in den Sternen. Martin Fritz hat zwei Rechnungen. Die "kaufmännisch- vorsichtige" erwartet 15.000 bis 20.000 Gäste, die "künstlerisch- optimistische" hält auch doppelt so viele für möglich.

Wer eine inhaltlich und räumlich zerfaserte Schau befürchtet, hat vermutlich recht: "Es gibt keinen thematischen Rahmen. Wir wollen gegensätzliche Konzepte nebeneinander stehen lassen", sagt die spanische Kuratorin Nuria Enguita Mayo. Ziel der Manifesta sei, "einen länderübergreifenden Dialog zwischen den Künstlern und dem jeweiligen Publikum in Europa zu initiieren", ergänzt Iara Boubnova.

Eigentlich hat die Manifesta bereits begonnen: Seit Jänner läuft eine Vortragsreihe in der Städelschule, und auch im Internet bahnt sich etwas an. Neben der Info-Adresse hat siche eine Plattform für die Künstler etabliert, die Teil der Ausstellung ist.
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