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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
28. November 2007
18:32 MEZ
Galerie Christine König, 1040 Wien, Schleifmühlgasse 1A. Bis 12. 1.

Link: www.kunstnet.at/koenig 

Foto: Galerie König

Befreiende Praktiken
Befreiungsstrategien für die satte Kunstwelt des Westens: Dan Perjovschis "Minimalismus" in der Galerie König

Mit ihrem Werk haben Dan und Lia Perjovschi im Bukarest der 1980er-Jahre gegen das totalitäre Regime opponiert. Heute gehören die beiden einer internationalen Kunstszene an, deren Mechanismen sie in ihren jeweiligen Arbeiten nicht minder kritisch beleuchten.

Derzeit sieht es so aus, als müsse Dan Perjovschi mit seinen humorvollen Zeichnungen auch die "westliche" Kunstwelt befreien: Seit Jahren tourt der rumänische Künstler durch die renommiertesten Ausstellungshäuser (u. a. Tate Modern, Centre Pompidou, Walker Art Center Minneapolis, MoMA New York), um dort mit seinen einfachen, aber pointierten Zeichnungen die internationale (Kunst-)Welt zu reflektieren.

In der gemeinsamen Ausstellung von Dan und Lia Perjovschi in der Galerie König wandern seine "Cartoons" von den Wänden über die Fenster in den Stadtraum hinaus, wo sie von kunstbetrieblichen Interna erzählen, aber auch lokale Spezifika wie etwa die bedenkliche Entwicklung des Museumsquartiers zu einer Touristenattraktion kommentieren. Während Dan Perjovschi mit seinen Zeichnungen schnell und direkt auf aktuelle soziale, politische und kunstspezifische Ereignisse reagiert, befasst sich Lia Perjovschi seit 1987 mit dem Sammeln, Archivieren und Verbreiten von Wissen. 1987 gründete die Künstlerin in Bukarest ihr Contemporary Art Archive, in dem sie Materialien zur Gegenwartskunst archivierte und öffentlich zugänglich machte.

In ihren eigenen künstlerischen Arbeiten spielt dieser biografische Background insofern eine Rolle, als sie darin immer auch die für sie keineswegs selbstverständliche Verteilung von Wissen thematisiert. Die Schau zeigt Arbeiten aus der Reihe "Maps of Impression", die sie seit 1999 entwickelt hat: Ausgehend von Begriffen wie "Subjekt" oder "Identität" skizziert sie auf A4-Blättern assoziative Wissenssysteme, in denen sie die komplexen Zusammenhänge zwischen Kunst, Politik und Gesellschaft zu erfassen versucht. (cb / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.11.2007)


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