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03.11.2005 - Kultur&Medien / Ausstellung | ![]() |
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Sentimentale Geister | ![]() |
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VON ALMUTH SPIEGLER | ![]() |
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Ausstellungen London. Turner-Preis und Tate Modern. | ![]() |
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D Und irgendwie hat man auch gar keine rechte Lust, der Allgemeinheit in diesem Falle zu widersprechen. Almond schuf mit seiner sentimentalen Video-Rauminstallation "If I had you" den Erinnerungen seiner seit 20 Jahren verwitweten Großmutter eine berührende Manifestation. Während in der einen Ecke eine auf der Promenade des Ferienorts Blackpool gefilmte neonbeleuchtete Windmühle quietscht und in einem anderen ein kitschiger Springbrunnen plätschert, beobachtet Almonds Oma, vom Verzicht gezeichnet, ein übers Parkett gleitendes Fußpaar. In dieser Halle hat sie wohl selbst einmal getanzt, als sie hier am Meer ihre Flitterwochen verbrachte. Obwohl der seit 1984 jährlich an einen in England
arbeitenden Künstler unter 50 Jahren vergebene Turner-Preis durchaus auch
zu einer Art nationalem Sport avanciert ist - inklusive öffentlicher
Stimmabgabe, beeindruckend intensiver Beschäftigung mit den
Künstlerpersönlichkeiten und großer Fernsehgala -, ist diese Auszeichnung
auch international ein viel beachtetes Indiz für die Entwicklungen in der
zeitgenössischen Kunst. So wundert es auch nicht, dass mit Gillian
Carnegie (34) heuer erstmals nach fünf Jahren auch wieder eine
traditionelle Malerei-Position nominiert wurde. Von ihren die
Kunstgeschichte zitierenden düsteren Bildern mit Stillleben und
Landschaften beeindrucken vor allem ihre reliefartigen, schwarz in schwarz
gehaltenen Blicke ins Unterholz. Eines der ausgestellten Werke kommt
übrigens aus Österreich, aus der Grazer Sammlung Stolitzka. Eine Turner-Preis-Veteranin, die Gewinnerin vom 1993, dominiert zurzeit das Schwester-Museum der Tate Britain - die in ihren Ausmaßen schon fast erdrückende Turbinenhalle der Tate Modern. Die wichtigste lebende britische Bildhauerin, Rachel Whiteread - in Wien für ihr Denkmal am Judenplatz bekannt -, stapelte hier 14.000 weiße Plastik-Abgüsse vom Inneren alter Kisten und Schachteln zu einer kantigen, eisigen Gebirgslandschaft. Inspiriert wurde sie zu dieser Installation von einem
Karton mit Weihnachtsdekoration, den sie kurz nach dem Tod ihrer Mutter in
deren Haus vorfand. Versetzt und tausendfach multipliziert bietet diese
Negativform im Umfeld der Tate aber neben der persönlichen Geschichte auch
andere Assoziationsmöglichkeiten: Das Museum als hohle, aber hoch
ästhetische Speicherkapazität etwa. Trotz der Versuchung des Spektakels
bleibt Whiteread auch hier, in der bereits von Kollegen wie Louise
Bourgeois oder Olafur Eliasson bewältigten Turbinenhalle, ihrem stillen
Anliegen treu - es sind die Geister menschlicher Produkte, menschlicher
Kultur, die sie einfängt und wieder unter uns bringt. |
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