Salzburger Nachrichten am 2. Juni 2005 - Bereich: kultur
Stooss für das Museum Salzburgs
Museumspolitiker gehen auf Nummer sicher: Der erfahrene Schweizer
Ausstellungsmacher Toni Stooss wird Direktor des Museums der Moderne.
Hedwig KainbergerSalzburg (SN). Ja, er wolle das Publikum provozieren,
bestätigte Toni Stooss, designierter Direktor des Salzburger Museums der
Moderne, am Dienstag in Salzburg, nachdem der Aufsichtsrat des Museums
sich auf ihn als den besten Kandidaten geeinigt hatte. Allerdings bedeute
"provozieren" im klassischen, lateinischen Sinne nicht "schockieren",
sondern "Stimmen erregen", also Dialoge auslösen. Er werde sich im
Salzburger Museum der Moderne um ein ausgewogenes Programm bemühen, und er
werde die Balance zwischen klassischen, akzeptierten Positionen und
Gegenwartskunst suchen, kündigte Toni Stoss an. Für detailliertere Pläne -
etwa bestimmte Ausstellungen - sei es zu früh. Dass Toni Stooss am 1. Jänner 2006 zum Nachfolger von Agnes Husslein
wird, ist mit der Entscheidung vom Dienstag so gut wie sicher. Im
Aufsichtsrat sind je zwei Vertreter der Salzburger Koalitionspartner ÖVP
und SPÖ, daher dürfte die Landesregierung den Beschluss des Aufsichtsrates
bestätigen. Er sei derzeit in Appenzell in einem "angenehmen und ungetrübten"
Dienstverhältnis. Trotzdem habe er sich in Salzburg beworben. Denn "ich
bin ein stark teamgebundener Mensch", sein Posten in Appenzell (siehe
Kasten) sei "schön, aber einsam". Zudem habe ihn in Salzburg die "offene
Situation" mit dem neuen Museum gereizt. Seiner Meinung nach sei das Haus
auf dem Mönchsberg "einer der gelungensten Museumsbauten", die in letzter
Zeit errichtet worden seien. Der Posten des Direktors des Museums der Moderne war im November 2004
ausgeschrieben worden. Bis 18. Jänner hatten sich 39 Bewerber gemeldet,
Agnes Husslein hatte erst am letzten Tag der Frist bekannt gegeben, dass
sie sich nicht um eine Vertragsverlängerung bewerbe. Die Jury unter
Vorsitz des Museumsberaters Dieter Bogner empfahl am 19. April zwei
Kandidaten: Toni Stoss und Angelika Nollert, Projektleiterin für Bildende
Kunst beim Siemens Arts Program in München. Beide stellten sich am
Dienstag dem Aufsichtsrat. Beide hätten im letzten Hearing "brillante Darstellungen" gegeben,
berichtete der für die Museen zuständige Landeshauptfrau-Stellvertreter
Wilfried Haslauer (ÖVP). Toni Stooss habe vor allem wegen der
Ausgewogenheit der Inhalte - von klassischer Moderne und Zeitgenössischem
- überzeugt. Die Entscheidung zwischen Toni Stooss und Angelika Nollert sei sehr
schwer gefallen, berichteten die SPÖ-Vertreter im Aufsichtsrat, Martin
Apeltauer und Walter Thaler. Entscheidend für Toni Stooss sei dessen lange
Erfahrung. Vor allem habe er als Gründungsdirektor der Kunsthalle Wien
bewiesen, "dass er ein Haus aufbauen kann". Und der Übergang nach der
Amtszeit von Agnes Husslein werde schwierig. |