Salzburger Nachrichten am 13. Februar 2003 - Bereich: kultur
Wunder aus zahllosen Knoten

Das Wiener MAK präsentiert eine Auswahl aus seiner Teppich-Sammlung

Allein der riesige seidene, im frü-hen 16. Jahrhundert geknüpfte Jagdteppich lässt jeden Teppichfreak, jeden Bewunderer höchster textiler Kunstfertigkeit ins Schwärmen geraten. Endlich zeigt das Museum für angewandte Kunst unter der Devise "Knoten symmetrischasymmetrisch" - in einer Auswahl von rund 90 Teppichen aus Persien, Ägypten, dem Osmanischen Reich und Zentralasien - Höhepunkte aus seiner Sammlung von orientalischen Knüpfteppichen, einer der kostbarsten der Welt.

Vor allem in der Ausstellungshalle, aber auch in der Schausammlung Orient sowie in der Studiensammlung Textil des Hauses faszinieren sie magisch beleuchtet in ihrer Farbenpracht, in ihrem motivischen und ornamentalen Reichtum und ihrem fantastischen Erhaltungszustand. Die meisten der ausgestellten Prachtteppiche stammen aus ehemaligem kaiserlichen Besitz, importiert vor allem über Genua und Venedig.

Gleich das erste Exponat der Schau, der um 1500 in einer Hofwerkstatt entstandene, einzige weltweit noch erhaltene seidene Mamluken-Teppich aus Kairo, ist ebenso ein Wunder der Textilkunst wie der erwähnte, sieben mal drei Meter große seidene Jagdteppich aus dem zentralpersischen Kaschan. Kaum überschaubar sein Reichtum an figürlichen Darstellungen; die Knotendichte von 14.000 Knoten pro Quadratdezimeter steht für höchste handwerkliche Perfektion.

Etwas gewollt wirkt die Inszenierung der Schau durch die Künstlergruppe "Gangart". Sie setzt eigens für die Schau entstandene filmische Arbeiten als direkte Kontrapunkte zu den textilen Exponaten.

froh

Bis 23. Februar, Di. 10 bis 24 Uhr, Mi. bis So. 10 bis 18 Uhr.