Alle Museen zwischen 18 und 1 Uhr Früh offen.
Von Albertina bis Bestattungsmuseum.
Wien.
Bei uns liegen Sie immer am besten", lacht der Kurator des
Bestattungsmuseums Wien, Wittigo Keller, bei einem Rundgang mit der
"Wiener Zeitung". Doch der Scherz wird bei der "Langen Nacht der
Museen" Wirklichkeit: Besucher können in zwei Särgen zur Probe liegen.
Im Bestattungsmuseum in der Goldeggasse in
Wieden ist Kurios-Makabres zu besichtigen: So etwa ein
doppelschneidiges Stilett, mit dem früher häufig der sogenannte
"Herzstich" durchgeführt wurde. Dieser diente dazu, um einen
Scheintoten tatsächlich ins Jenseits zu befördern. Noch heute kann für
300 Euro bei der Stadt Wien ein Herzstich – natürlich im voraus –
bestellt werden (wird allerdings selten verlangt).
Wem dies zu morbid ist, dem stehen etwa die großen Kunstmuseen offen
wie die Albertina mit ihrer Ausstellung "Picasso. Malen gegen die
Zeit". Doch besteht gerade bei solch populären Ausstellungen in dieser
Nacht die Gefahr, dass Besucher im Gedränge nur Ausschnitte der
Attraktionen zu sehen bekommen. Immerhin nahmen im Vorjahr in der
"langen Nacht" 326.500 Menschen die Möglichkeit eines nächtlichen
Museumsbesuches wahr. Für heuer rechnen die rund 500 in Österreich und
Liechtenstein gleichzeitig teilnehmenden Museen mit einem noch größeren
Ansturm.
83 Museen in Wien geöffnet
Allein in der Bundeshauptstadt öffnen 83 Häuser ihre Tore, darunter
auch ein paar Neulinge, unter anderem das erzbischöfliche Dom- und
Diözesanmuseum oder das Staatsopernmuseum. Das Ticket kostet 12 Euro,
ermäßigt 10, Kinder bis zu zwölf Jahren zahlen nichts.
Erhältlich sind Eintrittskarten und Programmhefte in den
teilnehmenden Museen selbst oder beim "Treffpunkt Museum" am
Heldenplatz. Dort befindet sich auch der Abfahrtsort der sechs
Zubringerbusse, die quer durch die Stadt die verschiedenen Standorte
anfahren.
Ein spezielles Kinder-Programm gibt es an 21 Stationen, etwa im
Naturhistorischen Museum oder im ZOOM Kindermuseum im Museumsquartier.
Dort ist die Ausstellung "Wolfgang Amadé — ein ganz normales
Wunderkind" zwar auch für Erwachsene zugänglich, allerdings nur in
Begleitung von Kindern.
Doch nicht nur das Mozart-Gedenkjahr schlägt sich im Programm der
Nacht nieder, auch neueste Freizeittrends finden Einzug: So hat etwa
das Liechtenstein Museum ein spezielles Art-Sudoku kreiert, das am
Samstag erstmals der staunenden Öffentlichkeit präsentiert wird.
Führungen angeboten
In anderen Einrichtungen wiederum werden die Betrachter zu
Teilnehmern. Das Wiener ORF-Funkhaus bietet seinen Besuchern an, sich
in einem Studio selbst als Radiomoderator zu versuchen.
In den meisten der Museen werden hingegen Führungen veranstaltet. Im
Bestattungsmuseum werden diese ganz im Zeichen der Wiener "schönen
Leich" inszeniert. Kurator Keller wird in der Uniform eines
"Pompfüneberes", eines feierlich gekleideten Leichenbegleiters, die
besten Ausstellungstücke präsentieren.
Samstag, 07. Oktober 2006