Ein "Louvre" der Asiatica | |
Fünf Jahre nach seiner Schließung zeigt sich das vor über 100 Jahren gegründete Musée Guimet in neuem Gewand.
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"Das Guimet ist zu einem Vorzeigemuseum
geworden," schwärmt Frankreichs Erziehungsminister Jack Lang. Er muss
auch, ist doch unter seiner Verantwortung als Kulturminster 1992 die
Renovierung des Museums beschlossen worden. Aber auch der Direktor ist begeistert. "Endlich haben wir Platz, um
unsere Kostbarkeiten zu zeigen," meint Jean-Francois Jarrige. Er hofft auf
die selbe euphorische Reaktion des Publikums und gedenkt, die Besucherzahl
verdoppeln zu können. "Unser Ziel: 400.000 im Jahr 2001." Neue Möglichkeiten Bereits in dem halbrunden Eingangsbereich des fünfstöckigen Baus wird
der Besucher von einer riesigen Skulptur aus dem Khmer-Reich empfangen.
"Straße der Giganten" heißt das Kunstwerk aus Stein, das aus dem Ende des
12. Jahrhunderts stammt. Es stellt Buddha-ähnliche Figuren dar und war
Teil einer Balustrade der hinduistischen und buddhistischen Residenz- und
Tempelstadt Angkor in Kambodscha. Das letzte Mal wurde dieses Werk 1878
zur Weltausstellung präsentiert. Die Werke des buddhistischen Chinas, früher in zwei Stockwerken
zerstreut, sind nun auf einer Etage vereint. Sie gelten als die schönsten
Stücke im Abendland. "Vor den Renovierungsarbeiten haben wir über das alte Museum noch einen
Film gedreht. Das war wirklich hässlich. Es war dunkel, staubig und eng",
bekennt Direktor Jean-Francois Jarrige. "Im Laufe der Jahre ist es zu
einer Art Abstellkammer geworden. Wir haben die Werke nur noch dort
hingestellt, wo Platz war. Die Sammlungen wurden ohne Logik
präsentiert". Handelsübliche Transparenz Oberstes Ziel der Umbaumaßnahmen war Helligkeit und Transparenz. Von
der neuen Treppe aus kann man in jede Abteilung blicken. Die
Ausstellungssäle sind alle um die Treppe herum angeordnet, jeder Saal
kommuniziert mit den anderen. Die Nutzfläche wurde um 3000 Quadratmeter
erweitert. Das "neue" Asienmuseum am Platz d'Iena unweit des Trocadero
kann dem Publikum jetzt 3.500 seiner 45.000 Werke großen Sammlung
zeigen. Mit rund 730 Millionen Schilling Umbaukosten ist an dem alten Haus die
zweitgrößte Museumsrenovierung nach dem Louvre vollzogen worden. Die
französischen Architekten Henri und Bruno Gaudin ließen Fassade und Kuppel des 1996
geschlossenen Prachtgebäudes aus dem 19. Jahrhundert unberührt, höhlten
sein Inneres jedoch völlig aus. Sie durchbrachen Wände, schufen Lichthöfe
und -schächte und erweiterten die Ausstellungsfläche von 10.000 auf 13.000
Quadratmeter. Ehemalige Industriellensammlung "Der Museumsgründer wäre von dem neuen Museum begeistert", meint der Direktor. Emile Guimet (1836-1918), Sohn des Erfinders der chemischen Farbe Ultramarin und damaliger Direktor des Familienunternehmens Pechiney, war leidenschaftlicher Sammler religiöser Kunstwerke aus Ägypten, Japan, China und Indien. Im Jahr 1878 gründete er in Lyon das Museum für Religionen, das jedoch 1889 nach Paris zog und zeitgleich zur Weltausstellung eröffnet wurde. Mit dem wachsenden Interesse der damaligen Kunstliebhaber an Asien und durch zahlreiche Schenkungen wurde aus dem Museum der Religionen das Museum für asiatische Kunst. | ||