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15.05.2003 - Ausstellung
GALERIE CHARIM: FARBSCHLEIER - SOTHEBY'S VIENNA: experimentell - GALERIE STADTBILD: kulinarisch


kunstraum

Erwin Bohatsch, entscheidender Vertreter der zeitgenössischen abstrakten Malerei, fügt in seiner Schau aktuellste Würfe mit bislang bekannten in einem starken Spannungsverhältnis zueinander. Seine neuen Bilder sind nun mit einer zusätzlichen Ebene erweitert worden. Zu den feinen malerischen Bereichen, die durch transparente Farbschleier entstehen, kommt ein netzartiges Gewebe von geronnener und gezogener Farbe hinzu. Es verleiht der Komposition eine gewisse Ordnung und Gebundenheit, die Malerei gewinnt an grafischer Qualität, die jedoch aus ihr selbst entsteht. Entlang dieser gitterartigen Struktur sind, stark verkleinert, die bekannten Rinnspuren zu erkennen. (I., Dorotheergasse 12; bis 22. Mai)

SOTHEBY'S VIENNA: experimentell

In der letzten Zeit hat sich Martin Schnur hauptsächlich der menschlichen Figur in seiner malerischen Praxis verschrieben. Jugendliche mit Tattoos, oft in spektakulären Verkürzungen wiedergegeben, detailgetreu aber stets die Malerei um ihrer selbst willen im Fokus. Diese malerische Intensität verstärkt sich nun in Schnurs kleinformatigen Landschaftsskizzen. Gerade im Sujet des Landschaftlichen, in der Wiedergabe von Himmel und Erde wird das Malerische per se offengelegt. Nebel, Wirbelwinde verändern das klare Naturbild in koloristisch aufgeladene Zonen. Die offene Pinselführung unterstreicht den skizzenhaften und experimentellen Charakter. Das ist gerade das Spannende an diesen neuen Werken. (I., Herrengasse 5; bis 28. Juni)

GALERIE STADTBILD: kulinarisch

Christian Ludwig Attersee besinnt sich in seinen neuen Werk-Blöcken unter dem Motto "Kapitän Schön" seiner einstigen künstlerischen Position in den 60er Jahren, in denen er vor allem mit fotografischer Inszenierung seiner eigenen Person Kunst und Leben in Harmonie zu verbinden versuchte. Parallel zu den gewichtigen, autoaggressiven Performances seiner Künstlerkollegen wie Schwarzkogler oder Brus hat sich Attersee eher auf die eigene Person in leicht süßlich narzisstisch und selbstversunkenen Zügen konzentriert: ein Bejaher und Genießer des Lebens, der Lust, der Sinnlichkeit, des Angenehmen, des Kulinarischen: Dieser Haltung ist der Künstler treu geblieben. Dies findet sich besonders in seinen saftigen Farbspuren, die er nun in leicht expressiver Ausformulierung über die Fotos aus den 60er Jahren streicht. Die cremig weiche Farbmaterie schmiegt sich an die Konturen der Künstlerperson an, ein gemalter Teddybär unterstreicht die beinahe unschuldige Pose des abgebildeten Jünglings. Daraus ist nun eine monumentale druckgrafische Edition, in Kooperation mit der Galerie Hilger, entstanden. (I., Börsegasse 10; bis 13. Juni) Florian Steininger



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