Salzburger Nachrichten am 12. April 2002 - Bereich: kultur
Auf realistischem Weg

Das Salzburger Museum im Berg beschäftigte den Salzburger Landtag. Das Klima hat sich sichtlich zu Gunsten des Projekts von Hans Hollein gewandelt.

WERNER THUSWALDNER

Im Salzburger Landtag wurde am Mittwoch auf Anregung der Grü-nen das Thema "Museum im Berg" diskutiert. Die Grünen wollten erreichen, dass der Landtag eine klare Willenserklärung zu Gunsten des Hollein-Projekts ausspricht. Dieses Ziel wurde zwar nicht erreicht. Es lagen dem Landtag aber positive Stellungnahmen zu diesem Vorhaben auf Seiten von Landeshauptmann Schausberger und von Landesrat Raus vor. Zuletzt folgte eine Mehrheit aus ÖVP und SPÖ diesen Äußerungen der beiden Regierungsmitglieder. FPÖ-Abgeordneter Schöppl stellte fest, dass er zu dem Projekt weder eine positive noch eine negative Haltung habe, weil er über keine ausreichenden Informationen verfüge.

In den Wortmeldungen gab es viel Lob für das Hollein-Projekt, es stellte sich aber immer wieder heraus, dass die einzelnen Abgeordneten nicht genug über das "Kunstzentrum Mönchsberg" wissen. Landesrat Raus rief dazu auf, die inhaltlichen Fragen in Bezug auf das Museum im Berg noch viel ausführlicher zu diskutieren. Einigkeit bestand darüber, dass Stadt und Land hieb- und stichfeste Unterlagen haben müssten, bevor sie mit dem Bund als unabdingbaren Dritten Gespräche zur Mitfinanzierung führen.

Genraldirektor Wilfried Seipel, der im Auftrag der Stadt Salzburg ein Betreiberkonzept erarbeitet hatte, konnte als geladener Experte einige von den kursierenden Fehlinformationen aufklären. Seipel sprach sich dezidiert dagegen aus, dass das Museum im Berg "eine Kathedrale der Kunst" genannt werde. Die Räumlichkeiten müssten vielmehr breiten Bevölkerungskreisen offen stehen, vor allem müsse auch die Jugend angesprochen werden. Seipel wies auch darauf hin, dass sein Konzept drei verschiedene Betreiberkonzepte vorschlage. Es sei nicht daran gedacht, Salzburg "fremdzubestimmen". Und er entkräftete den Vorwurf, dass sein Konzept nicht auf die Zusammenführung des Museums auf dem Berg mit jenem im Berg eingehe. Für die Führung des Kunstzentrums bedarf es jemandes, der über Kompetenz und beste internationale Verbindungen verfü-ge. Seipel sagte, dass in Salzburg immer wieder Ausstellungen aus dem großen Repertoire des Kunsthistorischen Museums in Wien, der Guggenheim-Stiftung und der St. Petersburger Eremitage gestaltet werden könnten.

Zurzeit werden die technischen Angaben zu Holleins Projekt ebenso wie Seipels Betreiberkonzept überprüft. Ende April soll ein Ergebnis vorliegen und dann wird das Land die weitere Vorgangsweise beschließen.

ÖVP-Abgeordneter Sampl sagte, dass sich viele Persönlichkeiten aus seiner Partei für das Hollein-Projekt einsetzten. Im Grundsätzlichen sei man nicht von der starken Befürwortung des Vorhabens von Seiten der Grünen weg. Man sei auf einem guten und realistischen Weg. Schließlich wurde von verschiedenen Sprechern eine bessere Information des Landtags verlangt.