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Wien
Plamen Dejanov & Swetlana Heger
von Doris Berger

Warum kann ‹ganz normaler Luxus› solch heftige Diskussionen auslösen wie das Jahresprojekt ‹Quite Normal Luxury› von Swetlana Heger und Plamen Dejanov in Kooperation mit dem Autokonzern BMW?

Begonnen hat die Zusammenarbeit 1999 im Rahmen der Ausstellung ‹Dream City› in München. Die beiden Künstler, in deren Arbeit ökonomische Strukturen verwendet werden, vermieteten ihren Platz an BMW. Als Gegenleistung für die Werbeflächen in Ausstellungen, Katalogseiten und Magazinen bezahlte BMW die Künstler mit einem Z3 Roadster. Obwohl das Geschäft abgeschlossen war, bedeutete dies erst der Anfang: Kein Aushandeln von Preis und Leistung, sondern die nicht-monetären Werte wie Repräsentation, Image, Ausdehnung von bestehenden Grenzen erweiterten die Verhandlungspunkte von Ausstellung zu Ausstellung. Üblicherweise beschränkt sich die Zusammenarbeit mit Künstlern auf das Sponsoring. Dem Konzern obliegt nun die Verantwortung, mit den Erwartungen von zwei unterschiedlichen aber sich bedingenden Feldern (Wirtschaft und Kunst) zu operieren.

Bei ‹Dream City› gab es einen Stand von Werbe- und Infomaterial, den Roadster im öffentlichen Raum sowie eine Plattform (ähnlich jener, die Heger & Dejanov in ihren früheren Projekten in Kunsträumen zur Vermietung verwendeten) mit einer eingefrästen Autozeichnung. Dem künstlerischen Aspekt wurde scheinbar Tribut geleistet. Für die Beteiligungen im CRAC (Sète) sowie im Moderna Museet (Stockholm) wurden Werbeplakate auf Billboards gezeigt. Die Ausstellung bei Y-1 (Stockholm) beinhaltete Testfahrten durch die Stadt mit den Künstlern und den BesucherInnen in einem BMW. Auf der Kunstmesse Basel waren polierte Aluminiumbuchstaben der Homepage www.bmw.com zugegen.

Auch in einem Artikel in Flashart sowie auf dessen Cover wurde der Werbeplatz bestens genutzt. Nun wurde für die Ausstellung in der Galerie Meyer Kainer der kommerzielle Impetus einer Galerie, Kunst zu verkaufen, berücksichtigt. BMW hat mit Entwurfs- und Konstruktionszeichnungen, die auf den ersten Blick wie handgezeichnet wirken, hochästhetischen Fotografien von BMW-Einzelteilen sowie Computerprints von durchsichtigen BMW-Modellen reagiert. Werbung vermittelt sich hier als traditionelle Kunstpräsentation. Auch Dejanov & Heger sind mit der Entscheidung, was mit ihrem Roadster passieren soll, in eine für sie ungewöhnliche Lage gekommen: Benutzen, verkaufen oder etwa beides? Als Auto oder als Kunstwerk?

Was können diese situativen Anforderungen und Reaktionen bewirken? Zum einen verändern sie nicht nur BMW’s Verständnis für zeitgenössische Kunst, sondern verändern auch das Verhältnis der Künstler zu diesem Grosskonzern. Zum anderen strapaziert dieses Projekt die streng gezogenen Grenzen zwischen Kunst und Wirtschaft, was die heftigen Reaktionen aus der Kunstwelt bezeugen. ‹Quite Normal Luxury› wirft Fragen und Probleme auf, die nicht immer sofort gelöst werden können, sondern zum Nachdenken anregen und in beiden Bereichen zu neuen Strategien führen. Bis 10.3. Worthless (Invaluable), Moderna Galerija, Ljubljana.

Bis 31.3.2000

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Ausgabe: 03 / 2000
Ausstellung: ( - )
Institution: Meyer Kainer (Wien)
Autor/in: Doris Berger
Künstler/in: Plamen Dejanov , Swetlana Heger
Homepage: www.bmw.com