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Kunstberichte
Das Leopold Museum zelebriert 2011 sein Zehn-Jahr-Jubiläum

Verhandeln und feiern

Gedämpfter 
Obama-Optimismus in Restitutions-Angelegenheiten: Diethard Leopold. 
Foto: Sternisa

Gedämpfter Obama-Optimismus in Restitutions-Angelegenheiten: Diethard Leopold. Foto: Sternisa

Aufzählung Leopold Museum begeht Jubiläum mit großer Schiele-Schau.
Aufzählung Diffizile Verhandlungen über "Häuser am Meer".

Wien. (irr) Zwar gebietet Diethard Leopold nicht über die USA. Das Motto "Yes, we can" kann aber auch der Führungsfigur des immer wieder scharf kritisierten Leopold Museums nicht schaden – insbesondere, wenn es um die dafür verantwortlichen Restitutionsprobleme geht. Nun muss der dialogbereite Sohn von Museumsgründer Rudolf seinen Optimismus aber in einer Causa drosseln: Die Bedingungen, um einen Vergleich über Schieles "Häuser am Meer" zu erzielen, seien aufgrund von drei Erbengruppen "komplexer als anfangs gedacht", sagt Leopold. "Yes, we can – but it takes time", hofft er auf eine Lösung in den nächsten Monaten.

Und er muss an noch mehr Fronten arbeiten. Eine von Kulturministerin Claudia Schmied eingesetzte Kommission hat mittlerweile ja mehrere Stücke der Privatsammlung als restitutionswürdig eingestuft, würden diese in Bundeseigentum stehen. Und Leopolds Haus hat sich verpflichtet, diese Empfehlungen aufzugreifen. Mit den Erben dreier Romako-Werke laufen derzeit Gespräche. Und auch fünf Schiele-Werke der Sammlung Mayländer, zu Leopolds Überraschung für restitutionswürdig befunden, sollen Vergleichs-Verhandlungen zeitigen. Welche Bilder 2011 versteigert werden, um Geld für jenen Vergleich aufzubringen, durch den das "Bildnis Wally" nach Wien zurückkam, sagt Leopold noch nicht.

"Stoßen auf taube Ohren"

Egon Schiele steht nächstes Jahr aber auch anderweitig im Zentrum: Der Maler, an dem sich die Sammelleidenschaft des verstorbenen Rudolf Leopold maßgeblich entzündet hat, ist der Star der Jubiläumsschau "Melancholie und Provokation" (ab 22. September). Bereits am 1. März will das Haus ein Egon-Schiele-Dokumentationszentrum eröffnen, das Autographen, Schiele-Literatur und -Fotografien hortet. Und bis zum Jubiläum im Herbst will man auch endlich einen neuen künstlerischen Leiter gefunden haben.

Den Reigen der Sonderausstellungen 2011 eröffnet eine Personale der Gegenwartskünstlerin Florentina Pakosta, es folgen Jugendstil-Preziosen ("Glanz einer Epoche", ab 25. Februar), zeitgenössische Werke aus der Sammlung Leopold II (ab 22. September) und "Strukturen" von Hermann Nitsch (ab 21. Oktober). Und nicht zu vergessen: Unter dem Titel "Magie des Objekts" (ab 10. Juni) wagt sich das Haus auf das Gebiet der Fotografie vor.

Lediglich auf Zugewinn hoffen kann man im finanziellen Bereich: Seit zehn Jahren wurde die Bundes-Subvention (2,76 Millionen Euro) nicht erhöht. 500.000 bis 700.000 Euro mehr bräuchte der Betrieb, sagt der kaufmännische Leiter Peter Weinhäupl. Doch mit solchen Forderungen stoße man "auf taube Ohren".



Printausgabe vom Freitag, 03. Dezember 2010
Online seit: Donnerstag, 02. Dezember 2010 18:55:00

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