Kultur

"Eine besonders begründete Ausnahme"

10.05.2007 | SN
Die Geschichte des Munch-Gemäldes bis zur Restitution an Marina Mahler

Die Geschichte von Edvard Munchs 1902 entstandenem Bild "Sommernacht am Strand" (auch "Mondlandschaft" oder "Meereslandschaft mit Mond" genannt) in der Familie Mahler begann 1916. Damals schenkte der Architekt Walter Gropius, zweiter Ehemann der Komponistenwitwe Alma Mahler, seiner Gattin das Gemälde aus der Sammlung des Industriellen Karl Reininghaus anlässlich der Geburt ihrer Tochter Manon.

1937 lieh Alma Mahler das Bild der Österreichischen Galerie im Belvedere. Im Jahr darauf, einen Tag nach Österreichs "Anschluss" an Nazi-Deutschland, musste sie mit ihrem dritten Ehemann, dem Dichter Franz Werfel, aus Österreich fliehen. Almas Stiefvater, der Maler Carl Moll, verkaufte 1940 ohne Einverständnis der Eigentümerin, aber im Namen von Almas Halbschwester Maria Eberstaller das Bild um 7000 Reichsmark an die Österreichische Galerie.

1947 stellte Alma Mahler-Werfel an die Republik Österreich einen Rückstellungsantrag, der 1953 vom Oberlandesgericht Wien abgewiesen wurde. Bis zu ihrem Tod 1964 in New York versuchte Alma Mahler-Werfel, ihr "Lieblingsbild" zurückzubekommen. Dann bemühte sich ihre Enkelin Marina Mahler um Restitution.

Am 8. November 2006 empfahl der Restitutionsbeirat die Rückgabe. Der Fall sei eine "besonders begründete Ausnahme" für eine Rückgabe eines Kunstwerks "trotz rechtskräftiger gerichtlicher Entscheidung".

Daraufhin meldete sich der Historiker Oliver Hilmes per Fax bei der damaligen Bundesministerin Elisabeth Gehrer. Hilmes hatte die Lebensgeschichte Alma Mahlers recherchiert, die Biografie "Witwe im Wahn" ist im Juni 2004 erschienen. Im Kapitel "Alma, Bruckner und der Führer" berichtet er, Alma Mahler sei während des Krieges in regem Kontakt mit ihren Verwandten in Wien gewesen und sie habe mit deren Hilfe während des Krieges versucht, ein Autograf Anton Bruckners an Joseph Goebbels Propagandaministerium zu verkaufen. Im Schreiben an Gehrer kritisierte Oliver Hilmes die Entscheidung des Beirates: Alma Mahlers Stiefvater, Carl Moll, habe das Bild mit Einverständnis seiner Stieftochter 1940 ans Belvedere verkauft, um mit dem Erlös Reparaturen an Alma Mahlers Ferienhaus zu finanzieren. "Von einer persönlichen Bereicherung Carl Molls", Alma Mahlers Stiefvater, könne keine Rede sein.

Auf Oliver Hilmes' Einwände gab es aus dem Kulturministerium keine Reaktionen. Das Ministerium blieb bei der Usance, sich an die Empfehlungen des Beirats zu halten. Die offizielle Rückgabe an Marina Mahler erfolgte gestern, Mittwoch, im Rahmen einer Pressekonferenz. estro, hkk

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