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07.10.2004 - Kultur&Medien / Ausstellung
Kunstraum

GALERIE HOHENLOHE & KALB: BALANCE

Manchmal braucht auch ein Künstler eine Stütze. Gäbe es etwa beim Warten in der Galerie ein Gestell zum Anlehnen, könnte die Galeristin noch lange telefonieren . . . Der Kärntner Roland Kollnitz hat sich eine solche Stützhilfe geschaffen, die er "Skulptur" nennt, aus einer unfertig lackierten Holzkiste und einem Pult (3000 €). Schon der Ausstellungstitel "Spielbein" steht für die Balance in seinen Skulpturen, das Oszillieren zwischen Schwere und Leichtigkeit. Mit dem zierlichen Tisch "il Gazzettone" (2800 €), auf dem eine Sportzeitung liegt, oder der Fiberglasplastik "Weiße Schleife" (3000 €) bringt Kollnitz Spannung in unbelebte Materie. Die amüsanten Objekte "Iris" und "Yvonne" spielen auf die Skulptur als menschliches Gegenüber an. (Bis 5. 11., Wien 1, Bäckerstr. 3)

GABRIELE SENN GALERIE: COLLAGE

In Zeiten, in denen der Realismus in der Malerei wieder boomt, hat Amelie von Wulffen eine interessante Form von Collage entwickelt. Sie bedient sich dafür bei Mode- und Wohnmagazinen. Nur tragen die Models bei ihr gezeichnete Krücken, die Swimmingpools sind von expressiver Acrylmalerei umrahmt. In ihren neuen Arbeiten kommen Versatzstücke von bürgerlichen Wohnzimmern vor, die Bedeutung von Kunst in konservativen Wertemilieus wird ansatzweise hinterfragt. Im Zentrum von "Ohne Titel (ein Großvater)" (9960 €) steht eine antike Vitrine mit Familienfotos und einem Soldatenporträt. Dieses geschichtsträchtige Stillleben betont Wullfen durch eine dunkelrot gemalte Grotte. Sie selbst taucht in schummrigen Fotoarbeiten (2200 €) auf, in denen sie ihr schwarz bemaltes Gesicht und das einer afrikanischen Skulptur übereinander schiebt. (Bis 30. 10., Schleifmühlg. 1A, Wien 4)

GALERIE MEZZANIN: RELIEF

Man denkt sofort an ein Feuerwerk vor "Black Curtain" von Christina Zurfluh: Farbtropfen in Gelb, Rot und Orange strahlen auf ölig schwarzem Hintergrund. Auf solche "Cheap thrills" ist die Schweizerin jedoch generell nicht aus. Bis zu 80 Schichten Farbe trägt sie auf, legt sie durch Schneiden und Schleifen wieder frei. Das bringt dekorative Ergebnisse, etwa das Bild "Oum Koulthoum" (13000 €), das fast wie eine Keramik wirkt. Mikro- und Makrostrukturen kontrastieren auch bei "The thin blue line II" (13000 €). Von den objekthaften Gemälden ist es nicht mehr weit zur Skulptur. Für die monumentale Kunststoffplastik "ALF" (36000 €) hat Zurfluh die Oberfläche eines Baumstamms abgenommen und aus über 60 Einzelteilen rekonstruiert. (Bis 13. 11., Karl-Schweighofergasse 12, Wien 7) Nicole Scheyerer

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